5 Fakten zur Aujeszkyschen Krankheit

Du willst alles zur Aujeszkyschen Krankheit wissen? In diesem Ratgeber erkläre ich dir alle Fakten und was du zum Aujeszkyschen Virus unbedingt wissen solltest. Außerdem haben wir uns für diesen Artikel Beratung vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic eingeholt.

Wildschwein, Aujeszky, Pseudowut
Inhaltsverzeichnis

Was ist der Aujeszkysche Virus?

Ich gehe liebend gerne mit meinem Hund im Wald spazieren, wenn wir auf dem Land sind. Das sind Zeiten, an denen wir beide am Wochenende richtig abschalten können.

Da kann sie sich ordentlich austoben, ihre Ur-Instinkte ausleben und sich an ihre Ahnen erinnern. Vereinzelt wird viel geschnuppert.

Dort gibt es Gerüche und Empfindungen, die unsere lieben Hunde so sehr vermissen, genauso wie der Mensch auch. Wir haben vieles im Zeitalter der Großstädte und des technischen Komforts verlernt.

Diese Momente im Wald und im Schoß von Mutter Natur sind sowohl für meine Fellnase als auch für mich eine Reise in das ursprüngliche Dasein.

Bis ich auf meinem Spaziergang einen Jäger traf. Er machte mich darauf aufmerksam, dass es besser für meine Kleine wäre, wenn ich sie an der Leine halte. Als ich ihn nach dem Grund fragte, erzählte er mir über die Pseudowut und, wie sie übertragen wird.

Seine Worte vergesse ich nie:

„Ihr Stadtmenschen wisst zwar, dass Ihr Eure Hunde nicht mit rohem Schweinefleisch füttern sollt… Ja, wisst Ihr eigentlich auch, dass Eure Hunde mit dem eigentlichen Krankheitserreger direkt konfrontiert sind, wenn sie unkontrolliert im Wald mal hier, mal da schnuppern? Mein lieber Mann, das geht ruck zuck! … Mit der Natur ist nicht zu spaßen! … Vorsicht ist besser als Nachsicht!“

Da habe ich erst begriffen, wie unbewusst wir als „bewusste Stadtmenschen“ manchmal handeln und denken. 

Auch wenn ich nicht abergläubisch bin: Der Jäger war zugleich Geschenk und Warnung für mich – wie ein voraus warnender Schutzengel…

Denn kaum hatte ich meinen Liebling an ihre Leine gebunden und bin ein Stück mit ihr weitergelaufen, da fing sie an zu zerren: Ungefähr zwei Meter rechts entfernt sah ich ein Aas von einem Waldtier…!

Gleich am selben Abend habe ich angefangen, über die Pseudowut zu recherchieren. Was ich alles darüber erfahren habe, möchte ich gerne mit dir teilen.

In den Wald gehen wir beide immer noch sehr gerne. Aber diesmal begleitet uns auch die Vor-Sicht 😉

Was ist Pseudowut?

Die Aujeszky-Krankheit (auch bekannt als Morbus Aujeszky; Pseudowut; Pseudorabies; infektiöse Bulbärparalyse; Juckseuche; mad itch) wird durch den Herpesvirus Suid Herpesvirus 1, SuHV-1 verursacht. 

Der ungarische Veterinär Aladár Aujeszky beschrieb erstmals das SuHV-1 im Jahre 1902. Erst in den 1930er-Jahren erkannten Forscher darin den Auslöser der Pseudowut und das Schwein als dessen natürlicher Wirt und Überträger.

Die Aujeszky ist eine weltweit verbreitete Tierseuche. Ein Verdacht auf Aujeszky bei Hausschweinen und anderen Haustieren ist anzeigepflichtig.

Die Feststellung der Aujeszky bei Wildschweinen ist jedoch weder anzeige- noch meldepflichtig. Dennoch stellt das Vorkommen dieser Krankheit bei Wildschweinen Gefahr für unsere Haustiere und Hausschweine dar.

So wurden zum Beispiel 2011 bei einer Untersuchung in Niedersachsen die ersten positiven Diagnosen berichtet.

Das Virus infiziert das Zentralnervensystem und Organe, etwa die Atemwege von Säugetieren wie Hund, Katze, Rind, Schaf oder Kaninchen. Bei diesen sogenannten Endwirten geht die Infektion immer tödlich aus. Ausgenommen davon sind Menschen und höhere Primaten.

Der Hauptwirt – das Schwein – erholt sich nach der Infektion, kann aber immer noch andere Tiere damit anstecken. Ausgenommen davon sind Ferkel im Alter bis zu vier Wochen, sie überleben die Erkrankung meist nicht.

Folglich sind Haus- und Wildschweine die einzige Spezies, die eine Infektion durch dieses Virus überlebt. Deswegen dienen sie auch als Hauptwirt und Überträger. Haus- sowie Wildschweine entwickeln bei einer Infektion in erster Linie vorübergehend Symptome in den Atemwegen. Allerdings kann der Virus bei trächtigen Säuen die Plazenta durchqueren, die Föten infizieren und töten.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Deutschland startete 1989 ein Ausrottungsprogramm, welches dazu führte, dass unser Land seit 2003 offiziell SuHV-1 frei ist.

Dies gilt allerdings nur für Hausschweine und nicht für Wildschweine. Demnach besteht immer noch das Risiko, dass andere Säugetiere durch Wildschweine infiziert werden können. 

Was sind die Übertragungswege?

Das Virus ist sehr widerstandsfähig. Es kann bei 4 °C monatelang, bei 25 °C bis zu 40 Tage, bei 56 °C dreißig Minuten und bei 80 °C etwa acht Minuten überleben. Eine Inaktivierung des Virus‘ erfolgt erst über 55 °C.

Die Übertragung ist nicht an eine Jahreszeit gebunden.

Hunde können an Aujeszky erkranken, wenn sie mit infiziertem, nicht erhitztem oder unbehandeltem Schweinefleisch in Kontakt kommen.

Theoretisch kann das Virus sich auch über Schuhe und Kleidung übertragen. Daher ist eine Übertragung vom Hauptwirt zum Endwirt – hier der Hund – nicht auszuschließen. Das Infektionsrisiko hängt aber auch von der Virusmenge ab. Die Infektion durch Wildschweinkot ist theoretisch auch möglich. Je nach den vorherrschenden Bedingungen kann das Virus für eine bestimmte Zeit auch außerhalb des Wirtes überleben. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gering.

Es gibt Berichte über Übertragungen außerhalb von Wirtstieren. Allerdings konnte keine Studie nachweisen, dass das Virus in der freien Umwelt ansteckend ist.

Die bis jetzt in Europa bekannten Fälle stehen in Verbindung mit auf der Jagd erlegten Wildschweinen und deren Organen oder Fleisch. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit einer indirekten Infizierung gering.

Eine Infektion eines (Jagd-)Hundes durch Kontakt mit infiziertem Blut eines Wildschweines kann gut sein.

Die Aufnahme des Virus‘ erfolgt über Maul- und Nasenschleimhäute. Deswegen reicht es für eine Ansteckung, wenn der potenzielle Endwirt mit der Schleimhaut eines infizierten Schweines Kontakt hat.

Nachdem der Virus über die Maul- und Nasenschleimhaut aufgenommen wird, gelangt der Erreger in den Magen-Darmtrakt. Von dort geht er in das Nervensystem und zum Gehirn, zum Hirnstamm und zu den Hirnnervenkernen. Das Hirngewebe wird zerstört und es kommt zum Ausfall des Nervensystems.

Die Inkubationszeit beträgt 2-9 Tage. Das ist die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit. In vielen Fällen können das 3-5 Tage sein. Leider ist diese Krankheit nicht behandelbar. 

Zudem ist die Behandlung dieser Krankheit gesetzlich verboten. Denn sie ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Für die Bekämpfung müssen Landwirte und Tierärzte sich strengstens an die Verordnung zum Schutz gegen die Aujeszkysche Krankheit halten.

Es gibt keinen Impfstoff gegen diesen Virus. Eins bis zwei Tage nach Auftreten der ersten Symptome endet die Infektion mit dem Tod.

Welche Symptome gibt es bei Hunden?

Die Symptome der Infektion ähneln stark der Tollwut. Deswegen wird diese Krankheit auch Pseudowut oder Pseudotollwut genannt.  Im Vergleich zur Tollwut, entwickeln Hunde, die an Tollwut erkranken, ein aggressives Verhalten, haben keinen Durst und sind Wasserschau, welches bei Aujeszky erkrankten Hunden nicht oder eher selten der Fall ist.

Nach einer Infektion kommt es schnell zu einer Gehirn- und Rückenmarksentzündung, wodurch auch das Nervensystem stark beschädigt wird. 

Das auffälligste Anzeichen für eine Infektion ist der intensive Juckreiz. Der betroffene Hund kratzt sich oder nagt an den juckenden Stellen so heftig, dass es zu sehr starken Gewebeverletzungen kommt. Der Juckreiz beginnt am Kopfbereich, insbesondere an den Ohren und verbreitet sich auf den ganzen Körper.

Hinzu kommen Atemnot oder erhöhte Atemfrequenz, Schluckbeschwerden, verstärkte Speichelproduktion, Durchfall und Erbrechen. Teilnahmslosigkeit, Appetitlosigkeit und verstärkte Atmung können auftreten. Viele der infizierten Tiere haben eine erhöhte Temperatur von 41 °C. 

Trübung des Bewusstseins, Krämpfe und Lähmungen begleiten die letzte Phase der Infektion. Innerhalb von 24 bis maximal 48 Stunden verliert der Hund am Ende sein Bewusstsein und stirbt.

Die Krankheit endet bei Hunden und Katzen immer mit dem Tod.

Eine sichere Diagnose kann leider erst nach dem Tod gestellt werden, da die Krankheit sehr rasch voranschreitet.

Nimm bei den ersten Anzeichen sofort Kontakt mit deinem Tierarzt auf! Allerdings kann dein Tierarzt nichts mehr für einen infizierten Hund machen. Außer ihn von seinem Leid zu erlösen.

Wie kann ich eine Ansteckung vermeiden?

Falls du in einer ländlichen Gegend wohnst oder mit deiner Fellnase gerne Ausflüge in Wälder machst, dann solltest du besonders vorsichtig sein. Das gilt insbesondere, wenn du gerne Jagen gehst.

Alle Gebiete, in denen Wildschweine vorkommen können, gelten als Risiko-Gebiete. Auch wenn die meisten Regionen der EU inzwischen als Epidemie-frei gelten, sind damit nur Hausschweine gemeint.

Lasse deinen Hund niemals außer Kontrolle, hauptsächlich, wenn ihr Spaziergänge in Waldgebieten macht. Das Risiko, dass dein Schützling mit einem Aujeszky infiziertem Wildschwein in Kontakt kommt, ist zu hoch. Am besten ist es, wenn dein haariger Begleiter an der Leine bleibt.

Auch solltest du bei euren Spaziergängen darauf achten, dass dein Liebling nicht mit Aas oder Fleisch von gejagten Wildschweinen oder deren Blut in Kontakt kommt.

Falls du mit deinem Vierbeiner Jagen gehst, achte darauf, dass er nicht mit Schusswunden eines Wildschweines in Kontakt gerät.

Ernähre deinen Pelzträger auf keinen Fall mit rohem Fleisch und Innereien vom Haus- oder Wildschwein. Schon eine geringe Menge von rohem, infiziertem Fleisch kann das Virus übertragen.

Falls du deinen pelzigen Freund mit Schweinefleisch fütterst, musst du das Schweinefleisch unbedingt gründlich abkochen oder braten!

Häufig gestellte Fragen

Die Aujeszkysche Krankheit ist ein tödlicher viraler Infekt, der durch Wildschweine und Hausschweine als Hauptwirt übertragen wird. Sie ist nicht ansteckend für Menschen, dafür aber für die meisten Säugetiere wie zum Beispiel auch Hunde und Katzen. 

Die Aujeszykysche Krankheit wird hauptsächlich von Schweinen jeder Art übertragen. Dein Hund kann sich durch den Verzehr von rohem Schweinefleisch oder dem Kontakt zu infizierten Schweinen anstecken. Auch Wildschwein Kadaver im Wald können Überträger sein.

Leider ist die Aujeszkysche Krankheit nicht heilbar. Der Tierarzt kann nur noch das Leiden deines Hundes beenden. Deswegen musst du gut darauf achten, dass dein Hund sich gar nicht erst ansteckt.

Die Symptome der Infektion ähneln stark der Tollwut. Deswegen wird diese Krankheit auch Pseudowut oder Pseudotollwut genannt.  Im Vergleich zur Tollwut, entwickeln Hunde, die an Tollwut erkranken, ein aggressives Verhalten, haben keinen Durst und sind Wasserschau, welches bei Aujeszky erkrankten Hunden nicht oder eher selten der Fall ist.

Füttere deinen Hund niemals mit rohem Schweinefleisch. Achte beim Spazierengehen im Wald immer darauf, dass dein Hund kein Aas frisst. Am besten lässt du ihn angeleint und immer unter Aufsicht.

Empfehlung vom Tierarzt

Unsere Gebiete und einige EU-Länder sind amtlich von der Aujeszky-Krankheit befreit.

Wir dürfen nicht übersehen, dass es sich dabei nur um Hausschweine handelt. Das Risiko besteht weiterhin bei Wildschweinen.

Hier möchte ich die Zitate meines Schutzengels in Jägergestalt noch einmal wiederholen:

„Vor-sicht ist besser als Nach-sicht!“

Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Vierbeiner insbesondere in Gebieten mit Wildschweinen mit diesem Risiko konfrontiert sind.

Deswegen:

Lieber kontrolliert spazieren gehen und mit Leine!

Schweinefleisch – egal ob Wild oder Stallzucht – gut abkochen!

Zwei winzige Verhaltensänderungen können das Leben anhaltend erfreulicher gestalten!

Ich hoffe, dir mit meinen Tipps geholfen zu haben. Wenn du noch auf der Suche nach dem geeigneten Futter für deinen Liebling bist, empfehle ich dir in unserem ausführlichen Hundefutter Test zu lesen.

Wenn du lieber selbst kochen willst, dann empfehle ich dir hier unsere 15 Tipps für Barf-Anfänger.

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Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic

Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.

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