Antijagdtraining in 3 Schritten erklärt

Dein Hund sieht eine Katze, ein Reh oder einen Hasen und rennt weg? Mit diesem Problem bist du nicht allein. Was du tun kannst, wenn dein Hund eine ausgeprägte Jagdveranlagung hat, erfährst du in diesem Artikel zum Thema Antijagdtraining.

Antijagdtraining
Inhaltsverzeichnis

Was ist das Antijagdtraining?

Das Antijagdtraining zielt darauf ab, das Jagdverhalten eines Hundes zu kontrollieren und in sicherere Bahnen zu lenken.

Viele Hunde, insbesondere solche mit jagdlichen Vorfahren, haben den angeborenen Drang, sich bewegende Gegenstände oder Tiere zu verfolgen. Dies kann in bestimmten Situationen gefährlich werden, insbesondere wenn der Hund ohne Leine läuft oder wenn sich kleine Haustiere in der Nähe befinden.

Das Antijagdtraining ist streng genommen kein Antijagdtraining, denn das Jagen lässt sich bei deinem Hund nicht abtrainieren. Aber durch Gehorsamsübungen und Bindungstraining ist es möglich, ihn kontrolliert jagen zu lassen.

Das Ziel besteht darin, deinem Hund zu zeigen, dass du viel interessanter bist als Kaninchen, Rehe oder Katzen.

Auslöser für Jagdverhalten:

  • sich bewegende Objekte (z.B. Radfahrer, Jogger)
  • Kleintiere (z.B. Eichhörnchen, Vögel)
  • bestimmte Geräusche
  • Spielzeug, das Bewegungen nachahmt

Wenn der Jagdtrieb deines Hundes zu gefährlichen Situationen führt, er sich von der Leine losreißt oder er andere Tiere oder Menschen gefährdet, ist es Zeit für ein Antijagdtraining.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Antijagdtraining Geduld, Konsequenz und oft auch die Anleitung eines professionellen Hundetrainers erfordert.

Jeder Hund ist ein Individuum, und was bei einem Hund funktioniert, kann bei einem anderen Hund nicht funktionieren. Deshalb muss das Training immer auf den einzelnen Hund abgestimmt werden.

Der Hund ist ein Beutegreifer

An einem sonnigen Tag gehst du mit deinem geliebten Vierbeiner im Park spazieren. Plötzlich huscht ein Eichhörnchen vorbei und ehe du dich versiehst, reißt sich dein Hund von der Leine los und jagt dem Eichhörnchen hinterher.

Klingt bekannt? Vielen Hunden ist der Jagdtrieb angeboren. Aber keine Sorge! Es gibt Möglichkeiten, dieses Verhalten zu kontrollieren und sogar in eine positive Richtung zu lenken.

Die Jagd liegt dem Hund im Blut. Manche Hunde sind so auf ihre Beute fixiert, dass sie nichts anderes mehr wahrnehmen. Sie reagieren nicht mehr auf Rufe oder Pfiffe. Geht es deinem Hund auch so? Dann ist seine Jagdbegeisterung ein echtes Risiko:

  • Er bringt sich selbst in Gefahr, wenn er über eine befahrene Straße rennt.
  • Und er gefährdet andere Menschen.
  • Das gejagte Tier rennt bis zur Erschöpfung. Selbst wenn er es am Ende nicht erwischt, stirbt er vielleicht an einem Herzinfarkt.

Das Jagen ist genetisch fixiert, man kann es dem Hund nicht abtrainieren. Mit einem Antijagdtraining schaffst du es aber, die Energie deines Hundes in andere Bahnen zu lenken und sein Jagdverhalten zu kontrollieren.

Du erlaubst ihm sozusagen, seinem natürlichen Instinkt zu folgen – aber nach deinen Regeln.

Woher kommt das Jagdverhalten bei Hunden?

Beutegreifer

Das Jagdverhalten des Hundes ist genetisch bedingt. Hier zeigt sich das Erbe des Wolfes:

Freilebende Wölfe ernähren sich von Beutetieren. Manche Hunde reagieren gar nicht auf vorbeihüpfende Feldhasen. Andere stürzen sich sofort auf das Wildtier.

Hat jeder Hund einen Jagdtrieb? Ja und Nein. Jeder Hund hat einen gewissen Jagdtrieb, aber die Intensität und Art des Jagdverhaltens kann je nach Rasse, Individuum und Erziehung stark variieren.

Wie stark der Jagdinstinkt ausgeprägt ist, hängt unter anderem von der Hunderasse ab.

Hunderassen mit ausgeprägtem Jagdverhalten

Einige Rassen wurden speziell für die Jagd gezüchtet. Vor allem Jagdhunde wie Beagle, Deutsch Kurzhaar, Basset, Dackel oder Dalmatiner sind für ihren ausgeprägten Jagdtrieb bekannt.

Aber auch Terrier, Windhunde und viele andere Rassen können diesen Instinkt zeigen. Jagdverhalten kann jedoch bei jedem Hund auftreten, unabhängig von der Rasse.

So liegt es ihnen im Blut, Wildtiere aufzuspüren, zu hetzen und zu fangen. Bei anderen Hunderassen spielt die Jagd dagegen eine untergeordnete Rolle. Hunde ohne jegliche jagdliche Veranlagung gibt es jedoch nicht!

Warum Hunde im Jagdfieber außer Kontrolle geraten

Das Jagdfieber kann jeden Hund packen. Während der Jagd schüttet der Körper deiner Fellnase Glückshormone aus: Endorphine machen das Hetzen zur Selbstbelohnung.

Das heißt, selbst wenn dein Vierbeiner das Wildtier am Ende nicht erwischt, macht ihn die Jagd an sich schon unsagbar glücklich.

Dieses Glücksgefühl lässt alles andere in den Hintergrund treten. Am besten ist es, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Das Antijagdtraining hilft dir dabei.

Woraus besteht das Antijagdtraining?

Ein Antijagdtraining besteht aus verschiedenen Einheiten. Wichtig ist, dass sich dein Hund in jeder Situation an dir orientiert. Je enger eure Bindung ist, desto besser funktioniert das.

  • Grundgehorsam: Dein Hund sollte die gängigen Kommandos beherrschen. Dazu gehören Sitz, Platz, Bleib, Komm, Aus und Fuß.
  • Bindungsübungen: Durch gezielte Bindungsübungen verbesserst du die Beziehung zwischen dir und deinem Vierbeiner. Durch gemeinsame Aktivitäten wie Hundesport hast du die Möglichkeit, euer Teamwork zu stärken, sodass du und dein Liebling eine harmonische Einheit bilden.
  • Aufmerksamkeitsübungen: Dein Hund lernt, auf dich zu achten und jederzeit ansprechbar zu sein.
  • Impulskontrolle: Beim Antijagdtraining lernt deine Fellnase, ihrem instinktiven Drang zu widerstehen. Stattdessen richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf dich und auf das, was du tust.

Bis das Antijagdtraining greift, solltest du deinen jagdfreudigen Hund sicherheitshalber an der Leine führen. So hat dein Liebling immer noch eine gewisse Bewegungsfreiheit. Sollte er einem Wildtier hinterherlaufen, hält ihn die Leine auf.

Bitte beachte, dass das Abruftraining Monate dauern kann. Mit Geduld und Konsequenz wird dein Hund die Impulskontrolle beherrschen, so dass du mit dem Abruf arbeiten kannst. Auch danach solltest du das Training regelmäßig wiederholen.

Antijagdtraining in drei Schritten

Antijagd

Jagen bedeutet für deinen Vierbeiner Glück pur. Er verzichtet nur unter einer Bedingung darauf: Er muss stattdessen auf einen anderen Reiz reagieren können.

Dafür reichen seine üblichen Leckerlis nicht aus. Es braucht echte Belohnungen. Welche das sind, hängt davon ab, was deinem Schatz gefällt.

Das kann intensives Kuscheln, verbales Lob, ein Spielzeug oder etwas ganz anderes sein.

1. Bindungsaufbau & Grundgehorsam

Bevor ein Hund lernen kann, seinen Jagdtrieb zu kontrollieren, muss er lernen, sich selbst zu kontrollieren. Dies kann durch Übungen wie “Sitz”, “Bleib” oder “Warte” erreicht werden.

Ein Hund, der bisher nicht einmal unter normalen Bedingungen auf Abruf hört, wird dies in einer Jagdsituation selbstverständlich nicht tun.

Grundgehorsam ist für ein erfolgreiches Antijagdtraining unerlässlich. Dein Hund sollte die wichtigsten Kommandos wie „Sitz“, „Platz“, „Aus“, „Bei Fuß“ und „Bleib“ sicher beherrschen.

Beginne mit der Grunderziehung am besten schon im Welpenalter. Dein Vierbeiner ist schon erwachsen? Keine Sorge: Auch ältere Hunde lernen die Grundkommandos problemlos.

Grundkommandos üben

Verstärke erwünschtes Verhalten: Sagst du beispielsweise „Platz“ und dein Vierbeiner legt sich sofort hin, sollte er dafür eine Belohnung bekommen. Das kann ein intensives Streicheln sein, verbale Bestätigung, sein Lieblingsspielzeug oder ein Leckerli.

Übe die Grundkommandos bei jeder sich bietenden Gelegenheit in der Wohnung, im Garten und unterwegs. Durch die Belohnung zeigst du deinem vierbeinigen Liebling, dass sich sein Gehorsam lohnt. 

Je mehr du mit deiner Fellnase übst, desto mehr geht ihr das Gehorchen in Fleisch und Blut über. Das Ziel dahinter ist, den Hund dazu zu bringen, auch bei Ablenkung auf dich zu hören.

Das „Bleib“ trainieren

Dein Hund beherrscht das Kommando „Platz“? Sehr gut! Bleib” ist die nächste Herausforderung.

Trainiere mit deinem Hund am besten auf dem Hundeplatz. Ziel ist es, die Zeit zu verlängern, in der dein Hund in der „Platz“-Stellung bleibt.

  • Gib das Kommando: “Platz!
  • Entferne dich ein paar Schritte von deinem Hund. Dein Hund soll ruhig liegen bleiben.
  • Gehe dann um ihn herum oder hüpfe auf einem Bein.
  • Wiederhole diese Schritte immer wieder. Lass die Leine bei jeder Übung etwas länger.
  • Lege die Leine auf den Boden.
  • Wenn dein Hund immer noch liegen bleibt, versuche die Übung ohne Leine.

Wenn ihr so weit gekommen seid, versuche die Übung an einem anderen Ort.

2. Gemeinsam aktiv sein + Bindung stärken

Anja Leine

Dein Liebling möchte beschäftigt werden. Dazu gehört, dass er geistig und körperlich gefordert wird. Überlege dir, wie du die gemeinsame Zeit möglichst spannend und herausfordernd gestalten kannst.

Dann kann deine Fellnase zeigen, was in ihr steckt. Kopf und Körper werden gefordert. Gleichzeitig sind Ausdauer und Beweglichkeit gefragt.

Verschiedene Hundesportarten kommen in Frage:

Hundesport kann tatsächlich helfen, das Jagdverhalten eines Hundes zu kontrollieren, aber nicht notwendigerweise, es im herkömmlichen Sinne zu “reduzieren”. Hier sind einige Gründe, warum und wie Hundesport helfen kann:

Ein Hund, der körperlich ausgelastet ist, neigt weniger zu unerwünschtem Verhalten. Agility ist ein intensiver Sport, der viel Energie verbraucht.

Beim Agility-Training lernt der Hund, sich auf die Hindernisse und die Anweisungen seines Besitzers zu konzentrieren. Diese Konzentrationsfähigkeit kann helfen, Ablenkungen, die den Jagdtrieb auslösen könnten, besser zu ignorieren.

Hundesport fördert die Bindung zwischen Hund und Halter. Ein Hund, der eine starke Bindung zu seinem Besitzer hat, wird auch in Situationen, in denen der Jagdinstinkt geweckt wird, eher auf Kommandos hören.

Beim Agility können Hunde in einer kontrollierten Umgebung lernen, mit schnellen Bewegungen umzugehen (z. B. schnelles Laufen durch einen Tunnel oder Springen über Hindernisse), ohne dass diese Bewegungen mit Jagdverhalten in Verbindung gebracht werden.

Beim Hundesport wird häufig mit positiver Verstärkung gearbeitet. Dies kann dazu beitragen, die Aufmerksamkeit des Hundes vom Jagdtrieb auf positive Verhaltensweisen zu lenken.

Es ist wichtig zu betonen, dass Hundesport zwar viele Vorteile bietet und bei der Kontrolle des Jagdverhaltens helfen kann, aber nicht notwendigerweise das Bedürfnis des Hundes zu jagen beseitigt.

Stattdessen bietet es eine alternative Methode, die Energie des Hundes in eine positive Richtung zu lenken. Einige Hunde mit ausgeprägtem Jagdtrieb benötigen dennoch ein spezielles Anti-Jagdtraining, um dieses Verhalten wirksam zu kontrollieren.

Spaziergänge für Bindungsübungen nutzen

Wenn du mit deinem Hund ohne Leine spazieren gehst, geht er weg? Versteck dich! Er wird merken, dass du plötzlich nicht mehr da bist und anfangen, dich zu suchen. Danach wird er viel aufmerksamer auf dich achten.

Bitte übe diesen Trick nur auf Strecken, die dein Hund schon gut kennt. Sonst könnte dein Verschwinden deinen Hund in Panik versetzen und er könnte weglaufen.

Mit dieser Übung sorgst du dafür, dass dein Hund öfter “nachschaut” und regelmäßig überprüft, ob ihr in dieselbe Richtung lauft. Das stärkt den Aufbau von Blickkontakt und Rückversicherung auf dem gemeinsamen Weg.

Mit dieser kleinen Übung verbesserst du die Bindung zwischen euch.

Biete alternative Verhaltensweisen an

Statt etwas zu jagen, kann dem Hund beigebracht werden, sich zum Besitzer umzudrehen oder ein bestimmtes Spielzeug zu holen.

  • Distanzierung: Der Hund wird schrittweise an den Reiz (z.B. ein laufendes Tier) herangeführt, beginnend in einer Entfernung, in der er noch kontrollierbar ist. Mit der Zeit wird die Distanz verringert, während der Hundeführer darauf achtet, dass der Hund nicht hinter dem Tier herläuft.
  • Ablenkung: Wenn der Hund lernt, sich von einem Reiz abzulenken und sich auf etwas anderes zu konzentrieren, kann dies helfen, das Jagdverhalten zu reduzieren.
  • Positive Verstärkung: Wenn der Hund den Reiz ignoriert oder ein alternatives Verhalten zeigt, wird er belohnt, oft mit Leckerlis oder Spielzeug.

3. In der Übergangszeit die Schleppleine nutzen

Solange dein Hund noch Hasen, Rehen und anderen Tieren nachjagt, ist beim Spaziergang eine Kombination aus Brustgeschirr und Schleppleine sinnvoll. Achte darauf, dass beide möglichst reißfest sind.

Mit der Schleppleine kann sich dein Hund frei bewegen. Gleichzeitig hält sie ihn in deiner Nähe. Sie hilft dir, die Abrufsignale „Stopp“, „Hier“ und „Weiter“ besser zu kontrollieren und zu üben.

Wenn du es schaffst, bevor er in die Leine springt, lob ihn überschwänglich und gib ihm ein Leckerli oder sein Lieblingsspielzeug.

Für den Notfall die Hundepfeife mitnehmen

Nimm sicherheitshalber eine Hundepfeife mit. Wenn dein Hund ein Tier verfolgt, wird er sich von dir entfernen. Selbst wenn du sehr laut rufst, kann es sein, dass dein Vierbeiner dich nicht hört. Dabei schießen Glückshormone durch seinen Körper.

Vergiss das nicht: Jagen ist eine Belohnung für sich. Eine sehr laute Stimme und der Klang einer Hundepfeife überbrücken größere Distanzen.

Antijagdtraining

Fazit

Bitte bedenke, dass der Jagdtrieb eines Hundes nicht antrainiert werden kann. Der Jagdtrieb ist bei vielen Hunden ein natürlicher Instinkt.

Mit Geduld, Konsequenz und den richtigen Trainingstechniken kann dieser Trieb jedoch kontrolliert und in eine positive Richtung gelenkt werden. Ziel ist es, dem Hund zu zeigen, dass es auch andere interessante Reize gibt.

Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Hundes zu verstehen und ihm Alternativen anzubieten, um ein sicheres und harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.

Das Antijagdtraining ist eine Übung, die viel Geduld und Konsequenz erfordert, da sie sich über Monate hinziehen kann. Auch danach müssen die Übungen regelmäßig wiederholt werden, damit der Jagdtrieb des Hundes unter Kontrolle bleibt.

Bild von Verfasst von Anja Boecker
Verfasst von Anja Boecker

Servus, Hallo, Moin! Meine Name ist Anja Boecker und ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin ( Zertifikat IHK) Mit diesen Artikeln möchte ich dir helfen, deinen Hund besser zu verstehen und eine unzertrennliche Bindung aufzubauen.

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