So geht das Kommando Bleib in 4 Schritten
- Anja Boecker
- Aktualisiert: 2023-06-08
Ein sicheres „Bleib!“ ist in den verschiedensten Situationen nützlich. Es bringt viel Sicherheit im Alltag mit sich – zum Beispiel, wenn dein Hund brav sitzen bleibt, statt aufgeregt aus der Tür zu stürmen, wenn du dem Postboten ein Paket abnimmst. Der Aufwand lohnt sich! Ein starkes Bleib-Kommando ist schon fast beneidenswert.
Darum ist Bleib so wichtig
Ein befreundeter Hund ist in der Ferne zu sehen? Natürlich will dein Vierbeiner ihn begrüßen. Zum geduldigen Warten soll er sitzen bleiben, bis du ihm erlaubst, loszulaufen. Bei einem einfachen „Sitz!“ sind wir als Besitzer oft nicht konsequent genug. Manchmal korrigiert man verfrühtes Aufstehen, manchmal lässt man es dem süßen Liebling doch durchgehen, weil es „nur dieses eine Mal“ ist.
Für deinen Hund ist das sehr verwirrend. Mal darf er sich selbst aus dem Kommando entlassen, manchmal ist das plötzlich verboten. Woher soll er da wissen, wann er wirklich auf deine Erlaubnis zum Aufstehen warten muss und wann nicht? Hand aufs Herz: Als Besitzer korrigiert man nicht jedes einzelne Mal, wenn der Hund doch aufsteht.
Entweder fällt es zu spät auf oder man sieht es „ausnahmsweise“ nicht ganz so eng. Mit einem „Bleib!“ kannst du deinem treuen Gefährten die Verwirrung ersparen. Das Kommando zum Bleiben nutzt man viel bewusster. So setzt man es auch deutlich konsequenter – und für deinen Hund verständlicher – durch.
Es ist ein vielseitig einsetzbares Kommando. Dein Hund läuft frei und ein Artgenosse oder Fahrradfahrer will an euch vorbei? „Bleib!“. Du lässt Besuch rein und die Haustür steht eine Weile zur Straße offen? „Bleib!“. Du versteckst sein Lieblingsspielzeug für ein Suchspiel und er soll dir nicht folgen? „Bleib!“.
4 Schritte zum sicheren Bleib
Bevor ihr mit dem Training für ein felsenfestes Bleib beginnt, sollte dein Liebling bereits „Sitz“ und am besten auch „Platz“ beherrschen. Diese Kommandos eignen sich gut als Ausgangsposition zum Bleiben.
1. Kleine erste Schritte
Trainiere anfangs in einer ruhigen Umgebung. Dein Hund ist viel aufmerksamer, wenn keine spannenden Ablenkungen um ihn herum sind. Erteile ihm nun den Befehl „Sitz!“. Wenn deine Fellnase sich hingesetzt hat, hältst du deine Hand zu ihm geöffnet hoch – ähnlich wie ein Stoppschild – und sagst „Bleib!“. Behalte dieses Handzeichen bei.
Bleibe ruhig vor ihm stehen und warte kurz ab. Steht dein Hund einfach wieder auf, setzt du ihn erneut hin und wiederholst das „Bleib!“. Zu Beginn des Trainings genügen wenige Sekunden, bevor du ihn belohnst.
2. Langsam den Schwierigkeitsgrad erhöhen
Hat dein Liebling diese Übung einige Male erfolgreich geschafft, kannst du das Training langsam steigern. Erhöhe in kleinen Schritten die Dauer, die er abwarten muss. Überstürze aber nichts, um ihn nicht zu überfordern. Dein Hund lernt viel besser mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen und hat so auch mehr Freude am Üben.
Jetzt erteilst du ihm das Kommando „Bleib“ und entfernst dich ein paar Schritte von ihm. Zunächst schaust du dabei noch in seine Richtung. Steht er auf, gehst du wieder auf ihn zu und setzt ihn erneut ab. Wiederhole die Übung dann mit etwas weniger Abstand und gehe noch kleinschrittiger im Training vor. Mit der Zeit wird die Distanz immer größer.
3. Die Herausforderung wird noch größer
Du kannst jetzt beginnen, ihm den Rücken zuzukehren, während du von ihm weggehst. Klappt es gut, wiederholst du diese Übung einige Male. Dein Liebling fühlt sich unbeobachtet, was ihn dazu verleiten kann, aufzustehen oder dir sogar zu folgen. Verlässt dein Hund seine Position, korrigierst du ihn und trainierst in kleineren Schritten. Bleibe anfangs beispielsweise vor ihm stehen und drehe dich langsam um dich selbst.
Gib deiner Fellnase nun den Befehl „Bleib!“ und gehe ein paar Schritte von ihm weg. Springe dort auf der Stelle, wirf ein Spielzeug, gehe in die Hocke, jogge ein paar Meter von ihm weg oder tanze umher. Für deinen Hund sind diese Bewegungen einladend. Er könnte sie als Locken verstehen und loszurennen.
Um das zu verhindern, kannst du beim Training das „Bleib!“ auch ein paar Mal wiederholen, während du diese Bewegungen machst. Je besser dein treuer Freund den Ablenkungen widerstehen kann, desto seltener wiederholst du dein Wortzeichen. Steht er auf, korrigierst du ihn erneut und übst erst mit etwas ruhigeren Bewegungen. Passe die Geschwindigkeit des Trainings individuell an deinen Hund an.
Funktionieren all diese Übungen gut, kannst du das Training wieder schwieriger gestalten. Weise deinen Liebling an, zu bleiben, wo er ist. Verlasse den Raum und raschel zum Beispiel mit einer Tüte Leckerlis oder wühle in einer Schublade. Zunächst bleibt die Tür noch geöffnet. Folgt dein Hund dir, bringst du ihn wieder zurück und beginnst die Übung von vorn.
Klappt die Aufgabe gut, machst du die Tür immer ein Stück weiter zu, bis du sie ganz schließen kannst. Ziel ist, dass dein Hund auch völlig unbeobachtet den Befehl einhält und geduldig wartet, bis du zurückkommst und das Kommando auflöst
4. Alltagssituationen üben
Wenn deine Fellnase drinnen alle Schritte sicher schafft, baust du Ablenkungen ein, die euch im Alltag begegnen könnten. Setze deinen Hund ins Bleib und lasse einen Bekannten klingeln. Dein Hund sollte in seiner Position bleiben, während du die Person hereinlässt und erst aufstehen, wenn du es ihm erlaubst.
Du kannst das Training jetzt auch nach draußen verlegen. Gib deinem Hund das Kommando „Bleib!“ zum Beispiel auf einer Wiese, wo in der Entfernung Kinder spielen oder ein fremder Hund vorbeigeht. Anfangs bleibst du bei ihm, um ihn schnell korrigieren zu können. Hier ist es auch ratsam, eine lange Leine zu verwenden, falls er doch mal unerwartet losrennt.
Bleibt er trotz der Ablenkungen sitzen, kannst du beginnen, dich immer weiter von ihm zu entfernen. Erst tust du dies zu ihm schauend, später mit dem Rücken zu deinem Hund. Die Reize von außen machen es für deinen Hund ziemlich schwer, sich zu konzentrieren. Übe deshalb unbedingt mit geringen Steigerungen.
Im Wald kannst du besonders gut trainieren, dass dein Hund auch an seiner Position bleibt, wenn er dich nicht mehr sehen kann. Verstecke dich dafür einfach kurz hinter einem Baum und komme dann zurück. Deine Fellnase sollte sich nicht vom Fleck bewegt haben, bis du das Kommando auflöst.
Fahrradfahrer kannst du auch gut in dein Training einbinden. Weise deinen Hund am Wegesrand an, dort zu bleiben und lasse das Fahrrad an euch vorbeifahren. Dabei darf dein Gefährte natürlich weder aufspringen noch hinterherrennen. Das Gleiche übst du mit Spaziergängern und Reitern.
Bleib richtig auflösen
Damit dein Hund das „Bleib!“ als Kommando verinnerlicht, was er nicht allein beenden darf, ist ein Auflöse-Signal wichtig. Gehe zum Beenden der Übung auf ihn zu und sage „Okay“ oder „Ende“ und lobe ihn. Erst bei diesem Zeichen darf dein Hund seine Position verlassen und aufstehen oder loslaufen. So behältst du die volle Kontrolle und es kommt zu keiner Verwirrung für deinen Hund, wann er nun fertig mit der Übung ist.
Häufige Fehler
Oft steigert man die Schwierigkeit zu schnell. Es ist schwer für deine Fellnase, Ablenkungen zu widerstehen. Auch so weit von dir entfernt zu bleiben, fällt vielen Hunden schwer. Passe das Training unbedingt individuell an deinen Hund an und wiederhole die Übungen mehrmals erfolgreich, bevor du zum nächsten Schritt übergehst.
Sind die Trainingseinheiten zu lang, kann dein Liebling sich nicht mehr konzentrieren. Übe am besten nur 5-10 Minuten am Stück und gönne ihm dann eine längere Pause. Mehrere kurze Übungen pro Tag bieten die größten Erfolgschancen. Ein sicheres „Bleib!“ braucht seine Zeit, um sich im Kopf deines Hundes zu festigen.
Denke dran:
Häufig gestellte Fragen
Für dieses Kommando musst du in geringen Schritten üben. Am besten kann dein Hund bereits Sitz oder Platz. „Bleib“ erfordert große Konzentration. Übe also in kurzen Einheiten. Lies für eine ausführliche Anleitung unseren Artikel.
Dafür kann es mehrere Gründe geben. Meistens ist die Übung noch zu schwer für ihn. Übe dann in kleineren Schritten. Er kann auch unkonzentriert sein, weil ihr schon eine Weile geübt habt oder er abgelenkt ist.
Oft liegt fehlende Konzentration daran, dass er von etwas abgelenkt wird. Trainiere anfangs unbedingt in einer reizarmen Umgebung. Schon ein herumliegendes Spielzeug kann ihn ablenken. Achte außerdem auf regelmäßige Pausen.
Fazit
Bleib ist ein Kommando, was nur mit genügend Ausdauer im Training sicher funktioniert. Doch der Aufwand lohnt sich! Hat deine Fellnase es erst einmal richtig verstanden, könnt ihr viel entspannter gemeinsam euren Alltag bestreiten.
Diese Punkte führen euch zum Erfolg:
- Habe Geduld! – Bleib wird nicht von heute auf morgen funktionieren.
- Bleibe ruhig! – Es hilft niemandem, wenn du deinen Liebling anschreist. Er versteht nicht, womit er dich gerade verärgert hat. Macht dein Hund etwas falsch, bringe ihn kommentarlos zurück zur Ausgangsposition und wiederhole die Übung.
- Das Training ist kein Wettrennen! – Gehe ruhig einen Schritt zurück, wenn die nächste Übung noch zu schwer für deinen Hund war.
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Servus, Hallo, Moin! Mein Name ist Anja Boecker und ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin (Zertifikat IHK). Mit diesen Artikeln möchte ich dir helfen, deinen Hund besser zu verstehen und eine unzertrennliche Bindung aufzubauen.