Futterneid beim Hund abgewöhnen (8 Schritte zur Veränderung)
- von Anja Boecker
- Aktualisiert: 24. Januar 2023
Dein Hund knurrt, sobald du dich seinem Napf näherst? In diesem Artikel erfährst du, wie du Futterneid von Anfang an vermeidest und was du tun kannst, wenn dein Hund sein Futter bereits mit vollem Körpereinsatz verteidigt.
Futteraggressionen sind bei Welpen, aber auch bei erwachsenen Hunden weit verbreitet. Dahinter stecken in der Regel Angst und Unsicherheit.
Warum zeigt mein Hund Futterneid?
Kurz gesagt: Dein Hund schützt seine Ressourcen. Schuld an diesem Verhalten sind meistens Fütterungsfehler. Dein Vierbeiner sieht, dass du dich seinem Napf, seinem Kauknochen oder seinem Leckerchen näherst. Er befürchtet, dass du ihm den Leckerbissen streitig machst.
Genau diese Verknüpfung gilt es zu verändern.
Dein Hund soll lernen, dass du ihm nichts wegnimmst, sondern ihm noch etwas viel Besseres bringst. Hat deine Fellnase das verstanden, hört der Futterneid auf. Allerdings erfordert das Übung. Nimm dir Zeit, mit deinem Vierbeiner zu trainieren.
Ganz wichtig: Sei dabei geduldig und liebevoll. Dann erreichst du dein Ziel.
Typische Fütterungsfehler
Futterneid entwickelt sich oft bereits im Welpenalter. Schuld sind bestimmte Fütterungsfehler.
Fehler 1: Gemeinsames Fressen aus einem Napf
Manche Züchter lassen den kompletten Wurf gemeinsam aus einem Ringnapf fressen. Andere füttern die Welpen sehr dicht beieinander. Das sieht zwar niedlich aus. Es führt allerdings dazu, dass keiner der Hunde beim Fressen entspannt ist.
Jeder Welpe ist gezwungen, sich gegen seine Geschwister durchzusetzen. Sie sind Konkurrenten. Aus Angst, nicht genug zu bekommen, schlingen die Kleinen die Nahrung herunter. Das kann Verdauungsprobleme wie Blähungen verursachen.
Fehler 2: Futter wegnehmen
Ein weiterer Fehler besteht darin, einem Welpen das Futter wegzunehmen. Dahinter steckt häufig die falsche Auffassung, dass sich der Mensch durch diese Machtdemonstration als „Alpha“ im Rudel positioniert.
Allerdings stimmt das so nicht: In einem Rudel verteidigt jeder Hund – unabhängig von seiner Position – seine Beute.
Deinen Liebling verunsichert das Wegnehmen des Futters zutiefst: Er fühlt sich beim Fressen beobachtet und befürchtet, seine Nahrung jederzeit an dich verlieren zu können. Sein Vertrauen ist zerstört.
Darauf zeigen die meisten Vierbeiner drei Reaktionen:
- Schlingen: Sie schlingen die Nahrung herunter, so schnell sie können.
- Angst: Manche Hunde wagen sich möglicherweise nicht mehr an den Napf.
- Aggression: Wieder andere Vierbeiner zeigen die typischen Drohgebärden, um dich von ihrem Futter fernzuhalten.
Fehler 3: Die Vergangenheit deines Hundes vergessen
Vielleicht hast du einen Welpen oder einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz adoptiert. Es ist wunderbar, dass du einem Vierbeiner mit Vergangenheit ein liebevolles Zuhause gibst!
Hunde mit einer traurigen Geschichte haben oft gehungert. Falls dein Vierbeiner diese Erfahrung gemacht hat, kann es passieren, dass er seine wertvollen Ressourcen jetzt besonders intensiv verteidigt.
Sorge dafür, dass er – angepasst an sein Alter, Aktivitätslevel, seine Rasse und seinen Gesundheitszustand – genug hochwertige Nahrung bekommt.
Tipps bei Futterneid: Fehlprägung in 8 Schritten verändern
Am besten ist es, Futterneid gar nicht erst entstehen zu lassen. Aber selbst, wenn dein Hund bereits futterneidisch reagiert, ist es möglich, das unerwünschte Verhalten zu verändern.
1. Sorge für eine ruhige Atmosphäre beim Essen
Dein Vierbeiner sollte am Futternapf seine Ruhe haben. Vermeide Hektik und Lärm. Im Idealfall läuft während der Essenszeit niemand um ihn herum oder an ihm vorbei. Lass ihn beim Fressen allein und ungestört.
2. Richte feste Futterzeiten ein
Für viele Vierbeiner ist das Essen der Höhepunkt des Tages. Feste Essenszeiten geben deiner Fellnase Struktur. Sie wird sich darauf freuen und lernen, dass das Futter zuverlässig zu einer bestimmten Zeit in den Napf kommt.
3. Füttere deinen Liebling immer am selben Ort
Das kann ein separater Raum oder ein festgelegter Platz sein. Hunde sind Gewohnheitstiere. Dein Vierbeiner lernt auf diese Weise, dir zu vertrauen.
Er weiß: Du sorgst für das Essen. Am Futterplatz fühlt er sich in Sicherheit und hat seine Ruhe.
Falls du mehrere Hunde hast, füttere sie getrennt voneinander. Entweder du wählst verschiedene Zimmer oder du achtest auf genug Abstand. Sie sollten nicht um das Essen konkurrieren.
4. Fülle den Napf beim Fressen auf
Wenn dein Hund darauf vertraut, dass er von dir genug Nahrung bekommt, verschwindet der Futterneid. Dieses Vertrauen kannst du gezielt fördern.
Gehe dabei folgendermaßen vor:
- Gib deinem Hund die Hälfte seiner üblichen Futterration in den Napf.
- Fülle immer wieder ein bisschen Futter nach, während dein Hund bereits aus dem Napf frisst.
5. Füttere deinen Hund selbst
Es ist wichtig, dass dein Hund anfangs eine feste Bezugsperson hat, die für das Futter verantwortlich ist. Wenn du das aus zeitlichen oder anderen Gründen nicht selbst übernehmen kannst, kommt eine andere erwachsene Person als Alternative in Frage.
6. Halte kleine Kinder und andere Haustiere beim Essen von deinem Vierbeiner fern
Futterneidische Hunde schnappen in einer kritischen Situation möglicherweise zu. Kleine Kinder haben laute Stimmen. Sie rennen herum, sind hektisch, aktiv und ungeduldig. Vielleicht fassen sie sogar in den Hundenapf.
In dem Fall empfindet dein Vierbeiner deine Kinder als Konkurrenten um seine vielleicht wichtigste Ressource. Er könnte befürchten, dass ihm Futter weggenommen wird und mit Aggression reagieren.
Eine einfache Lösung: Lass Kinder und andere Haustiere nicht ins Zimmer, solange dein Hund frisst. Es dauert in der Regel ohnehin nur wenige Minuten, bis der Napf leer ist.
7. Trainiere mit einem Futterdummy
Mit einem Futterdummy baust du besonders schnell Vertrauen zu deinem Hund auf.
Befülle eine Beute-Attrappe mit Leckerlies. Beim Spazierengehen wirfst du den Dummy weg. Lass deinen Hund hinterherlaufen und ihn zurückbringen. Dazu kannst du das Kommando: „Bring her!“ verwenden.
Hat dein Vierbeiner diese Aufgabe gemeistert, darf er einen Leckerbissen aus dem Dummy holen. Halte den Futterdummy dabei fest.
8. Übe mit anderen Menschen
Dein Hund akzeptiert dich in der Nähe seines Futternapfes? Er freut sich, weil er denkt, du bringst ihm etwas noch Besseres? Sehr gut! Dann kannst du das Gleiche mit anderen Menschen üben. Weihe sie vorher ein und gib klare Anweisungen.
Dein Hund sollte ausschließlich die positive Erfahrung machen: Kommt ein Mensch zu meinem Napf, gibt es ein noch leckereres Futter. Hat dein Hund langweiliges Trockenfutter im Napf, kann das ein Löffel Lieblings-Trockenfutter sein. Oder ein Stück rohes Fleisch.
Wenn alle Familienmitglieder mit deiner Fellnase trainiert haben, solltest du eine fremde Person in das Training einbeziehen.
Wie lange dauert es, meinem Hund den Futterneid abzugewöhnen?
Das hängt vom Alter deiner Fellnase ab. Ein Welpe lernt sehr schnell, dass es für Futteraggression keinen Grund gibt. Das dauert meistens nur wenige Tage.
Ein älterer Vierbeiner, bei dem die Fehlprägung bereits länger besteht, braucht deutlich mehr Zeit. Hier können Wochen oder Monate ins Land gehen.
Wichtig ist: Lass deinen Hund immer und immer wieder die angenehme Erfahrung machen, dass du nichts wegnimmst, sondern Futter bringst und nachfüllst. Achte darauf, dass deine Futtergabe eine deutliche Steigerung darstellt.
Fazit
Futterneid entsteht meistens wegen einer Fehlprägung. Diese passiert oft bereits im Welpenalter. Mit Liebe und Geduld kannst du das Verhalten deines Vierbeiners beeinflussen und zum Positiven verändern.
Übe regelmäßig mit deinem Liebling und sorge dafür, dass dein Gefährte Vertrauen zu dir gewinnt. Das schaffst du, indem du deinem Hund zeigst, dass du kein Futter wegnimmst, sondern ihm sogar noch besseres Futter bringst.
Diese Tipps kannst du auch verwenden, falls dein Hund nicht nur sein Futter, sondern auch sein Spielzeug vehement verteidigt.
Servus, Hallo, Moin! Meine Name ist Anja Boecker und ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin ( Zertifikat IHK) Mit diesen Artikeln möchte ich dir helfen, deinen Hund besser zu verstehen und eine unzertrennliche Bindung aufzubauen.
Jetzt teilen: