Hund trinkt viel Wasser? (Das steckt dahinter)

Du möchtest endlich wissen und verstehen, warum dein Hund so viel trinkt und so oft Wasser lassen muss? Es gibt viele Gründe, einige sind normal, harmlos und andere sollten dringend behandelt werden. Damit du endlich weißt, wie du handeln solltest, habe ich diesen Ratgeber geschrieben. Außerdem findest du zum Schluss noch ein tolles Formular zu Ermittlung des Wasserbedarfs für deinen Hund.

wasser trinken
Inhaltsverzeichnis

Warum pinkelt mein Hund viel?

Das Wasser lassen ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Machst du dir Sorgen, dass er vielleicht krank ist? Dann findest du unten in letzten Abschnitt eine Checkliste, mit dem du die optimale Trinkmenge deines Schützlings herausfinden kannst.

Viel Wasser trinken muss nicht schlecht sein. Unsere lieben Hunde benötigen wie alle anderen Lebewesen ausreichend Trinkwasser, um zu überleben. Wasser ist für alle Körperfunktionen notwendig.

Es löst die wichtigen Bestandteile aus dem Futter und transportiert die Nährstoffe aus dem Darm in die Blutbahn. Die Blutbahn überliefert diese Nährstoffe zu den Organen und Geweben zur weiteren Verarbeitung.

Während diesem Vorgang werden einige giftige oder unnötige Stoffe abgespalten, an die Niere weitergeleitet und über den Urin ausgeschieden.

Deshalb ist es in erster Linie nicht schlimm, wenn dein Schützling viel pinkelt. Gerade im Alter muss dein Liebling häufiger Wasser lassen.

Auch beim Zellstoffwechsel und der Regulation der Körpertemperatur spielt Wasser eine wichtige Rolle.

Ein Teil des Wassers wird über die Nahrung aufgenommen. Für die restliche Menge, die der Körper braucht, ist das Trinkwasser zuständig.

Wie viel Wasser braucht mein Hund?

wassernapf chihuahua

Damit die Funktionen des Körpers aufrecht bleiben können, muss die Wasserzufuhr regelmäßig und konstant sein. Die über Kot, Harn oder Atemwege ausgeschiedene Flüssigkeit muss frisch „nachgefüllt“ werden.

Wie viel Wasser deine Fellnase ungefähr braucht, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • Körpergewicht
  • Art des Futters
  • Aktivität
  • Klima

Der Wasserbedarf eines Hundes bei einer Umgebungstemperatur von 20 – 24 °C und einer normalen Aktivität ist bei

  • Fütterung mit Trockenfutter:
    50 – 100 ml / kg Körpergewicht
  • Fütterung mit Nassfutter:
    20 – 50 ml / kg Körpergewicht

Ein Beispiel:

Gewicht des Hundes: 32 kg
Fütterung mit Trockenfutter:
32 x 50 = 1.600 ml

32 x 100 = 3.200 m

Der tägliche Bedarf liegt bei 1.600 ml bis 3.200 ml Wasser

Fütterung mit Nassfutter:
32 x 20 = 640 ml

32 x 50 = 1.600 ml

Der tägliche Bedarf liegt bei 640 ml bis 1.600 ml Wasser

Bitte beachte, dass diese Werte nur durchschnittliche Empfehlungswerte sind.

Jeder Vierbeiner hat seinen individuellen Wasserbedarf. So kann es vorkommen, dass der gewöhnliche Durst deines Schützlings unter oder über dem Durchschnitt liegen kann.
Du solltest keinesfalls deinem Hund weniger Wasser geben, als er nötig hat. Er muss zu jeder Zeit ausreichend, frisches Wasser zur Verfügung haben.

Warum trinkt mein Hund mehr Wasser als sonst?

Wenn dein Schützling mehr trinkt bzw. mehr uriniert als normal, ist die Rede von einer Polydipsie oder Polyurie.

Polydipsie:

Der gesteigerte Durst ist die Ursache des gesteigerten Harndrangs.

Polyurie:

Der gesteigerte Harndrang ist die Ursache des gesteigerten Dursts.

In den meisten Fällen ist die Ursache eine Polyurie.

Es kann Zeiten geben, an denen dein Vierbeiner mehr Wasser trinkt. Das muss nicht unbedingt eine Ursache für eine Krankheit sein. Beispielsweise an Tagen, die sehr heiß sind oder an denen dein Liebling aktiver ist als sonst. Bei solchen Umständen reagieren die Hunde genauso wie wir und trinken viel Wasser.

Auch stressbedingte oder auch psychologische Faktoren können dazu führen, dass dein Schützling mehr Wasser trinkt.

Bei Fieber, Erbrechen und Durchfall wird sich der Wasserbedarf ebenfalls erhöhen. Sein Körper wird den Flüssigkeitsverlust durch erhöhten Durst regulieren.

In diesen Fällen wird dein treuer Begleiter zwar viel Wasser zu sich nehmen, aber er wird nicht mehr urinieren als gewöhnlich.

Solange sich die vermehrte Trinklust deines Schützlings nicht über viele Tage hinzieht und die Ursache äußerliche Umstände wie Hitze, mehr Aktivität oder ein Umzug sind, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.

Sollte sich sein Trinkverhalten in ein paar Tagen nicht reguliert haben und weitere ungewöhnliche Zeichen auftauchen, ist es gut, wenn du den Trinkbedarf ermittelst. Weitere Begleitzeichen wären:

  • vermehrtes und langes Urinieren
  • Schmerzen beim Urinieren
  • nicht mehr stubenrein sein
Die Ermittlung kannst du machen, wenn sein allgemeiner Gesundheitszustand sich nicht akut verschlechtert. Sollten noch andere Symptome auftreten wie Erbrechen, Schwäche, Teilnahmslosigkeit oder Ähnliches, dann solltest du sofort Kontakt mit deinem Tierarzt aufnehmen.
 
Die häufigsten Ursachen sind:

1. Diabetes

Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit. Sie tritt meistens in der zweiten Lebenshälfte auf. Der Körper hat nicht mehr genügend Insulin, das für die Senkung des Blutzuckerspiegels sorgt. Oder er ist resistent gegen Insulin, sodass die Körperzellen nicht auf Insulin reagieren.

Wenn in der Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin produziert wird, kann die Glukose nicht mehr in die Zellen gelangen, um dort weiter verarbeitet zu werden. Somit steigt der Blutzuckerspiegel.

Durch den hohen Blutzuckerspiegel gehen die Zuckermoleküle in den Urin und entziehen dem Körper das notwendige Wasser. Dadurch erhöht sich der Harndrang deines Vierbeiners und er muss öfter pinkeln. Das führt wiederum zu erhöhtem Wasserbedarf.

2. Blasenentzündung

Grund für eine Blasenentzündung sind meistens Bakterien. Sie gelangen über die Genitalien in die Harnwege. 

Eine weitere Ursache der Blasenentzündung können Harnsteine sein.

Sollte eine Blasenentzündung nicht rechtzeitig behandelt werden, kann sie sich bis zu den Nieren ausweiten.

Weitere Begleiterscheinungen sind außer dem erhöhten Trinkbedarf verstärkter Harndrang. Allerdings treten meistens nur ein paar Tropfen aus und dein Liebling hat dabei Schmerzen.

Die Farbe und Geruch des Urins sind anders als gewohnt. Der Urin kann teilweise blutig sein. Da dein Schützling bei einer Blasenentzündung den Harndrang nicht bewusst kontrollieren kann, kann es vorkommen, dass er in dieser Phase nicht stubenrein bleibt.

Willst du mehr dazu erfahren? Dann lese unseren großen Artikel zum Thema Blasentzündung beim Hund.

3. Nierenerkrankung

Nierenerkrankungen führen zu gesteigertem Urinieren und erhöhtem Durst. Der Urin ist hell und klar. Hier kann es vorkommen, dass dein Liebling nicht mehr stubenrein ist, weil er seinen Harndrang nicht kontrollieren kann.

Meistens handelt es sich bei Nierenerkrankungen um Entzündungen, die beispielsweise Leptospiren verursachen. In akuten Fällen wird die Krankheit mit Antibiotika behandelt.

Bei einer akuten oder chronischen Nierenerkrankung sind die Nieren nicht mehr in der Lage, den Urin zu konzentrieren. Dadurch wird mehr Urin ausgeschieden. Als Folge erhöht sich sein Wasserbedarf.

4. Gebärmutterentzündung

Eine Gebärmutterentzündung tritt meistens eine Woche nach der Läufigkeit einer Hündin ein. Ältere Hündinnen sind eher betroffen.

Die Ursache für eine Gebärmutterentzündung sind meistens Bakterien. Gegen Ende der Läufigkeit ist der Muttermund der Hündin noch offen. Dieser Zustand begünstigt das Eindringen von Bakterien in die Gebärmutter.

Die Hündin hat einen starken Durst und vermehrten Harndrang.

Wenn eine Gebärmutterentzündung nicht rechtzeitig behandelt wird, kann dies zu einer Blutvergiftung, Fieber, Harnvergiftung oder Schock führen.

Wie kann ich den tatsächlichen Trinkbedarf meines Hundes messen?

messbecher

Wie viel dein Hund tatsächlich im Durchschnitt trinkt, kannst du bemessen.

Dafür reicht ein Messbecher aus. Zum Erfassen der Daten habe ich dir ein Formular bereitgestellt, das du als PDF herunterladen kannst. Du findest es im nächsten Kapitel. 🙂 

Hier erfährst du, wie das Formular ausgefüllt wird.

Du kannst diese Messung zu Hause machen und das Formular bei deinem nächsten Tierarztbesuch herzeigen. Somit kann der Tierarzt besser feststellen, ob der tatsächliche Trinkbedarf deines Hundes im „normalen“ Bereich ist.

Die Messung wird über drei Tage hinweg vorgenommen. Gemessen wird der Tagesbedarf innerhalb von 24 Stunden.

Es müssen nicht drei hintereinander folgende Tage sein. Nehmen wir an, es ist an einem Tag zu heiß oder zu kalt. Überspringe diese Tage und mache die Messung an einem Tag, an dem das Wetter „normal“ ist.

Hierzu gehören auch Tage, an denen dein Liebling an einer außergewöhnlichen Aktivität teilnimmt. Das können etwa ein gemeinsamer Jogging-Tag oder ein Besuch beim Hundetraining sein.

Die Bemessungs-Tage müssen auf jeden Fall Routine-Tage deines Vierbeiners sein.

Bitte beachte, dass deine Fellnase an diesen Tagen die gleiche Sorte Futter bekommt (Trocken-, Nassfutter, Barf, Gemischt). Abhängig von der Fütterungssorte ändert sich nämlich der Wasserbedarf.

Es wäre gut, wenn du an den Bemessungs-Tagen deinen Schützling wiegst. Die Gewichtswerte brauchst du, um am Ende den durchschnittlichen Wasserbedarf / kg Körpergewicht zu berechnen.

Wichtig ist, dass du für deinen Hund zu jeder Zeit ausreichend Wasser zur Verfügung stellst.

Formular zur Ermittlung des Wasserbedarfs herunterladen

Zuerst trägst du die Startzeit und das Datum ein. Danach füllst du die restlichen Daten wie Gewicht, Art der Fütterung und Temperatur aus.

Jedes Mal, wenn du den Napf mit frischem Wasser nachfüllst, trägst du die nachgefüllte Menge in ml ein. Dafür benutzt du die entsprechende Zeile der Spalte „Gegebene Wassermenge“ auf Seite 2 des Formulars.

Solltest du den Napf leeren müssen, notierst du die Menge auch auf derselben Seite in die entsprechende Zeile der Spalte „Weggenommene bzw. restliche Wassermenge“.

Nach 24 Stunden (Endzeit) notierst du dir die Menge, die im Napf übrig geblieben ist.

Addiere danach die Mengen, die du in den 24 Stunden in den Napf gefüllt hast. Das ergibt die Summe der „gegebenen Wassermenge“.

Addiere die in den 24 Stunden aus dem Napf entleerte Menge mit der Menge, die am Ende übrig geblieben ist. Das ergibt die „weggenommene bzw. restliche Menge“.

Um die tatsächlich getrunkene Menge zu berechnen, nimmst du die Differenz zwischen der „Summe der gegebenen Menge“ und der „Summe der weggenommenen bzw. restlichen Menge“.

Um den Wasserbedarf je Kilogramm Körpergewicht zu berechnen, gehst du folgendermaßen vor:

Getrunkene Wassermenge / Körpergewicht in kg

Trage das Ergebnis auf der ersten Seite ganz unten in „Wasserbedarf / kg Körpergewicht“ ein.

Häufig gestellte Fragen

Der normale Wasserbedarf eines Hundes ist abhängig von seinem Körpergewicht und seinem Futter. Um den Bedarf zu errechnen, kannst du die Formel in unserem Artikel verwenden.

Es kann sehr viele verschiedene Gründe für einen erhöhten Durst bei deinem Hund geben. Körperliche Aktivität und hohe Temperaturen sind harmlose Gründe dafür, es kann sich aber auch um ernstere Ursachen wie Diabetes oder einen Harnwegsinfekt handeln.

Der Grund für erhöhten Harndrang ist meistens erhöhte Wasserzufuhr. Es kann sich aber auch um einen Harnwegsinfekt handeln. Um die verschiedenen Ursachen zu erfahren, lies unseren Artikel.

Mein Fazit

Wasser ist lebensnotwendig, kein Zweifel! 

Bei Überbedarf kann es allerdings ein Alarmsignal sein, das du nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest. Insbesondere, wenn sich dieser Bedarf bei unseren Liebsten über mehrere Tage hinzieht.

Sollte das bei deinem Schützling der Fall sein, empfehle ich dir seinen durchschnittlichen Bedarf zu ermitteln.

Beobachte ihn sehr gut. Solltest du bemerken, dass er außer dem erhöhten Wasserbedarf, auch vermehrt und länger uriniert, dann suche den Tierarzt auf.

Er wird entsprechend deiner Angaben, die entsprechenden Untersuchungen einleiten, um die Ursache zu finden und sie sofort zu behandeln.

Bild von Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic
Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic

Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.

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