Wie du deinen Hund vor Wasservergiftung schützen kannst

Sommer, Sonne, hohe Temperaturen: Bei diesem Wetter macht das Spielen am See, Teich oder Fluss mit deinem Hund besonders viel Spaß. Allerdings verschluckt er beim Apportieren im kühlen Nass viel Wasser. Hier lauert eine Gefahr, die du kennen solltest!  Für den Artikel haben wir uns Beratung vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic eingeholt.

Zunächst schauen wir uns an, was eine Wasservergiftung ist, was im Körper deines Hundes passiert und auf welche Symptome du achten solltest.

Magyar Visla im Wasser
Inhaltsverzeichnis

Tragische Geschichte

Der Tod von Hanz, dem zweijährigen Schnauzer aus Kalifornien, schockierte Hundeliebhaber weltweit:

Jen Walsh verbrachte mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Hund Hanz Zeit am See. Etwa eineinhalb Stunden ließen sie ihren Hund Stöckchen und Bälle aus dem Wasser holen. Der kleine Vierbeiner hatte Spaß am Apportieren: Er rannte hinterher und trug die „Beute“ wieder zurück.

Doch plötzlich fing der junge Rüde im Wasser an zu zittern. Er wirkte lethargisch, wie betrunken. Als er aus dem See kam, schüttelte er sich nicht. Kurz darauf pinkelte er auf eine Tasche.

Er atmete unregelmäßig und seine Zunge hing heraus. Die Familie brachte ihn zum Tierarzt. Laufen konnte Hanz zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr…

Nur 45 Minuten nach Beginn der Symptome starb der junge Vierbeiner auf dem Weg zum Tierarzt.

Er erlitt einen Hirnschaden aufgrund einer Wasservergiftung.

Was du in einer ähnlichen Situation tun kannst, erfährst du hier! 

Was genau ist eine Wasservergiftung?

Großer Münsterländer im Wasser

Tierärzte bezeichnen die „Wasservergiftung“ fachsprachlich als „hypotone Hyperhydratation“:

Durch eine übermäßige Wasseraufnahme wird der Körper deines Hundes regelrecht überflutet.

Trinken ist an sich gesund. Bei heißem Wetter steigt der Flüssigkeitsbedarf bei Mensch und Tier. Aber zu viel Wasser ist für deinen Liebling gefährlich.

Wie viel Wasser braucht mein Hund?

Als Faustregel gilt: Pro Kilo Körpergewicht sollte dein Vierbeiner ungefähr 50 – 100 Milliliter Wasser aufnehmen.

Ein paar Beispiele: Wiegt dein Mops 6 Kilogramm, sind das 300 – 600 Milliliter. Bei einem 50 Kilogramm schweren Berner Sennenhund gelten bis zu 5 Liter Flüssigkeit als unproblematisch.

Das ist nur eine grobe Richtlinie. 

Bekommt dein Liebling Trockenfutter, braucht er mehr Flüssigkeit als ein Hund, der mit Feuchtfutter oder BARF versorgt wird.

Auch die Außentemperatur spielt eine Rolle.

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Wie viel Wasser führt zu einer Wasservergiftung?

Das hängt vom Gewicht und vom Gesundheitszustand deines Vierbeiners ab.

Nimmt deine Fellnase etwa ein Drittel ihres Körpergewichts an Wasser auf, droht eine Wasservergiftung. Diese Menge erreichen kleinere Vierbeiner beim ausgelassenen Toben und Spielen schnell.

Ein Labrador, ein Berner Sennenhund oder ein Bernhardiner sind wegen ihrer Körpermasse weniger gefährdet als ein Pinscher, ein Yorkshire Terrier oder ein Windhund. 

Wenn du einen kleinen, lebhaften, schlanken, trainierten und muskulösen Vierbeiner hast, der das Spiel im Wasser liebt, solltest du aufpassen.

Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn deine Fellnase unter einer Nierenkrankheit leidet.

Warum trinken Hunde zu viel Wasser?

Deinem Hund geht es im Sommer wie dir: Er sehnt sich nach Abkühlung. Wie die meisten Vierbeiner genießt er es vermutlich, im Wasser zu toben. Vielleicht spielt er gern mit dem Wasserschlauch im Garten. Oder er jagt nach den Wasserstrahlen, wenn der Rasensprinkler angeht.

Und wahrscheinlich macht das Apportieren von Dummys und Bällen aus Seen und Teichen deiner Fellnase – genau wie Schnauzer Hanz – einen Riesenspaß.

Allerdings schluckt dein Vierbeiner dabei eine Menge Wasser.

Was passiert bei einer Wasservergiftung?

Durch die verstärkte Wasseraufnahme gerät der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht und es kommt zu einem relativen Natriummangel im Körper deines Hundes.  Dies bewirkt wiederum, dass das Wasser aus den Blutbahnen vermehrt in die Zellen strömt.

Daraufhin schwellen die Zellen an. Allerdings kann sich das Gehirn im Schädel des Hundes nur in einem sehr geringen Maß ausdehnen. Irgendwann ist das Maximum erreicht. Dann entstehen ein immenser Druck und hochgradige, irreparable Schäden.

Normalerweise würde dein Vierbeiner einfach urinieren und das überschüssige Wasser aus dem Körper befördern.

Bei einem niedrigen Natriumgehalt wird allerdings eine Art Notprogramm aktiv: Die Nieren hören auf zu arbeiten.  

Es kommt des Weiteren zu Herzrhythmusstörungen. Außerdem entstehen Lungenödeme und neurologische Ausfälle wie Krämpfe.

Symptome einer Wasservergiftung

Manche Symptome zeigen sich früh. Andere setzen erst später ein. Achtung: Nicht immer erkennst du typische Anzeichen einer Wasservergiftung direkt nach dem Baden. Wenn du den Verdacht hast, dass deine Fellnase zu viel Wasser geschluckt hat, beobachte sie genau.

Erste Symptome

Bei einer Wasservergiftung scheint dein Hund plötzlich schlapp, erschöpft und lethargisch. Möglicherweise hat er Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Er zittert und schwankt. Vielleicht fällt dir auf, dass sein Bauch ungewöhnlich aufgebläht wirkt.

Weitere früh einsetzende Symptome sind Erbrechen, Speicheln und Hecheln. Seine Pupillen sind eventuell geweitet. Außerdem zeigt er keinen Appetit.

Später einsetzende Symptome

Die Symptome verschlimmern sich schnell: Ein Hund mit einer Wasservergiftung verliert die Kontrolle über seine Körperfunktionen.

Das erkennst du an Koordinationsschwierigkeiten. Vielleicht taumelt er beim Laufen. Es kommt zu Zuckungen und Krämpfen. Oder der Unterkiefer deines Vierbeiners hängt herunter.

Er setzt ungewollt und unkontrolliert Urin und Kot ab.

Im letzten Stadium der Wasservergiftung ist dein Hund nicht mehr ansprechbar: Nach einer Phase der Apathie verliert er das Bewusstsein und stirbt.

Hier ist schnelles Handeln gefragt. Verliere bitte keine Zeit, wenn der Verdacht auf Wasservergiftung besteht.

So reagierst du richtig

Schnelles Handeln kann deinen Vierbeiner retten:

Dein Hund muss sofort zum Tierarzt beziehungsweise in eine Tierklinik.

  • Verhindere, dass dein Hund wieder ins Wasser zurückläuft. Er darf nichts mehr trinken.
  • Bring ihn schnellstmöglich zum Auto und mach dich auf den Weg zum Tierarzt.
  • Füttere ihn auf dem Weg dorthin mit Salzstangen und Salzkeksen. Auf diese Weise kann man versuchen, den Natriummangel wieder auszugleichen. Das gelingt allerdings nur, wenn dein Vierbeiner noch in der Lage ist zu fressen.

Was passiert beim Tierarzt?

Damit dein Tierarzt die Symptome einordnen kann, braucht er Informationen:

  • Berichte von deinem Verdacht.
  • Erzähle, wie lange dein Hund im Wasser gespielt hat.
  • Erzähle auch von deinen Beobachtungen: Wie hat sich dein Hund verhalten? Was hat dich alarmiert?

Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Elektrolytwerte. Manchmal sterben Vierbeiner allerdings, obwohl der Elektrolythaushalt wieder ausgeglichen wurde.

5 Tipps, wie du eine Wasservergiftung vermeiden kannst

Am besten ist es, eine Wasservergiftung zu verhindern. Das gelingt dir mit diesen fünf Tipps.

Tipp 1: Familienmitglieder und Freunde über die Gefahr informieren

Vielleicht verbringst du einen Familienurlaub am See mit deinen Kindern. Oder du bist mit Freunden am See oder mit Nachbarn im Garten: Kläre sie über die Gefahr einer Wasservergiftung auf. 

Tipp 2: Aufpassen

Behalte deinen Liebling im Auge und lass ihn nicht unbeaufsichtigt mit Wasser spielen. Das gilt für einen Aufenthalt im eigenen Garten mit Pool und Gartenschlauch ebenso wie für Spaziergänge am Fluss oder ein Picknick am See.

Tipp 3: Spieleinheiten im Wasser kurz halten

Erlaube deinem Hund ruhig, ins Wasser zu springen. Aber achte auf kurze Spieleinheiten. Wenn deine Fellnase ein paarmal Gegenstände aus dem Wasser apportiert hat, wird es Zeit für Spaß an Land. 

Tipp 4: Flache Gegenstände zum Apportieren verwenden

Schnappt dein Hund im See, Planschbecken oder Fluss nach einem Ball, muss er den Fang weit öffnen. Dementsprechend gelangt viel Wasser in seinen Magen. Arbeite mit Dummys oder such dir draußen einen geeigneten Stock. Je flacher und kleiner der Gegenstand, desto besser. Das senkt die Wasseraufnahme. Achte allerdings darauf, dass der Gegenstand nicht zu klein ist, um Verschluckungsgefahr zu vermeiden.

Tipp 5: Kein Tauchen nach Apporteln

Beim Tauchen nach Gegenständen verschluckt dein Liebling ebenfalls eine Menge Wasser. Vermeide das am besten. Wirf Apportel am besten im Trockenen.

Vorbereitung für den Ernstfall

Notfälle und Unfälle können jederzeit passieren. Darum gehört ein Erste-Hilfe-Set für deinen Hund ins Auto, in den Rucksack oder in deine Tasche.

  • Speichere die Telefonnummer deines Haustierarztes, der nächstgelegenen Tierklinik und von Tierärzten am Urlaubs- oder aktuellen Aufenthaltsort in dein Handy. Im Ernstfall hast du keine Zeit, danach zu googeln.
  • Parke dein Auto so, dass du es schnell erreichen kannst. Das ist bei einer Wasservergiftung ebenso sinnvoll wie im Falle von Verletzungen durch einen Unfall oder eine Beißerei mit einem Artgenossen.
  • Wenn du einen Aufenthalt am Wasser planst, packe Salzstangen und Salzkekse ein.

Empfehlung vom Tierarzt

Eine Wasservergiftung kann tödlich enden. Darum solltest du deinen Vierbeiner am Wasser beaufsichtigen. Achte darauf, dass er nicht zu viel Wasser schluckt.

Falls du den Verdacht hast, dass dein Vierbeiner eine Wasservergiftung hat, fahr sofort zum nächsten Tierarzt. 

Für Notfälle ist es gut, wenn du Salzstangen und Salzkekse an Bord hast. Wenn deine Fellnase noch in der Lage ist, etwas zu fressen, füttere sie auf dem Weg zum Tierarzt damit.

Bild von Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic
Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic

Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.

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