Unzertrennliche Bindung zum Hund aufbauen (5 konkrete Tipps)
- Anja Boecker
- Aktualisiert: 2023-04-04
Wie stark ist das Band zwischen dir und deinem Hund eigentlich? Eine unzertrennlich starke Bindung kann dir im Alltag viel Stress ersparen und macht euer gemeinsames Leben noch schöner. Wir zeigen dir in diesem Artikel, wie du eine bessere Bindung aufbaust und welche Fehler du vermeiden solltest.
Warum eine starke Bindung so wichtig ist
Die Bindung zu deinem Hund ist etwas ganz Besonderes und prägt die Kommunikation und euer gesamtes Miteinander. Doch ist diese Bindung nicht da, können Probleme in der Erziehung und im Verhalten eines Tiers auftreten. Schnell wird ein Hund dann als schwierig eingestuft, obwohl es nur an der richtigen Bindung mangelt.
Das Verhältnis von deinem Hund und dir sollte von Zuneigung und gegenseitigem Vertrauen geprägt sein. Dadurch wird eure Bindung gestärkt und das Zusammenleben fällt leichter.
Eine starke Bindung ist aber auch Balsam für die Seele und gibt dir das Gefühl, mit deinem Hund auf einer Ebene kommunizieren zu können. Nicht umsonst ist bei Hund und Halter häufig von einem “tollen Team” die Rede.
Während dir die starke Bindung zu deinem Haustier ein schönes Gefühl bereitet, wird dein Hund mit Lernfreude, Motivation und gutem Gehorsam reagieren. Eine gute Bindung aufzubauen, ist also für beide Seiten enorm lohnenswert.
Wie erkenne ich eine gute Bindung?
- Sucht dein Hund deine Nähe und wiegt sich gerne bei dir in Sicherheit?
- Weicht er selbst ohne Leine nicht von deiner Seite oder lässt dich bei seinen Streifzügen nie aus den Augen?
- Ist dein Hund zu Hause völlig entspannt und kann sogar mehrere Stunden am Stück ohne Probleme alleine bleiben?
Wenn ja, dann hast du großes Glück und eine starke Bindung zu deinem Hund! Dein Hund vertraut dir blind und kann sich jederzeit auf dich verlassen. Dafür bedankt er sich mit Körperkontakt oder zeigt sich besonders motiviert und lernbereit.
Wenn du die Fragen teilweise oder ganz mit “Nein” beantwortet hast, dann ist die Bindung zu deinem Hund noch nicht so stark. Doch mit etwas Übung schafft auch ihr zwei es zu einem “guten Team”.
So kannst du die Bindung zu ihm stärken
Die Bindung zu deinem Hund zu stärken, ist nicht immer einfach. Aber mit etwas Übung und einem gewissen Maß an Konsequenz für jeden machbar. Eure Beziehung sollte in diesem Fall auf vier Grundsätzen aufgebaut werden:
1. Zuneigung und Liebe
Genauso wie wir Menschen benötigen auch Tiere eine gewisse Menge an Zuneigung und Liebe. Dabei ist nicht zwingend von körperlicher Nähe wie kuscheln die Rede, sondern vor allem von häufigem Blickkontakt, liebevollen Worten oder einer freundlichen Körpersprache. Sogar die Fütterung kann eine Art der Zuneigung darstellen, wenn sie zum Beispiel in Form von Leckerlis erfolgt oder dein Hund sich sein Futter bei einem lustigen Spiel verdient.
2. Geduld und Verständnis
Geduld ist eine Tugend und sollte auch in der Beziehung zu deinem Hund einen festen Platz neben viel Verständnis finden. Wenn dein Vierbeiner während einer Lernphase ein Kommando nicht sofort durchführt, dann bleibe stets geduldig und gib ihm genügend Zeit. Gerade Welpen haben zu Beginn Schwierigkeiten, deinen Wortlaut auf Anhieb richtig zu verstehen und scheitern dann an der Umsetzung. Übe einfach weiter und versuche für die längere Lernphase deines Hundes Verständnis aufzubringen.
3. Aufmerksamkeit
Hunde besitzen ein viel feineres Gespür für ihre Umwelt und vor allem für die Stimmung anderer Lebewesen. Wenn du die Bindung zu deinem Hund stärken möchtest, solltest du deine eigene Aufmerksamkeit etwas schulen und deinem Hund auf seiner Kommunikationsebene begegnen. So gelingt es dir, seine Körpersprache genau zu deuten und besser auf seine Bedürfnisse eingehen zu können. Wenn er während dem Training etwa schnell müde wird, dann ist er vielleicht überfordert und du solltest das Pensum verringern.
4. Sicherheit und Schutz
Unbekannte Situationen sind für jeden Hund eine große Herausforderung. Um diese zu meistern, benötigen sie die Sicherheit ihres Besitzers. Ein Hund, der zu Dingen regelrecht "gezwungen" wird, kann nie ein selbstbewusstes Wesen entwickeln und wird immer mit Angst auf bestimmte Situationen reagieren. Bestärke deinen Hund lieber auf sanfte Weise und geleite ihn bei seinen Herausforderungen mit viel Lob.
Welche Voraussetzungen sind wichtig.
Bevor die Bindung zu deinem Hund stärken kannst, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Diese finden sich zum Beispiel in der Gestaltung eures Alltags oder aber auch in deiner Persönlichkeit.
Empathie
Jedes Lebewesen hat seine ganz eigenen und speziellen Bedürfnisse. Lerne diese besser kennen und sei bereit, sie zu erfüllen! Auch wenn du deine eigenen Bedürfnisse dafür zunächst hinten anstellen musst. Wenn du Rücksicht auf deinen Hund nimmst, gewinnst du schnell seine Liebe und damit auch sein Vertrauen.
Fester Tagesablauf
Hunde orientieren sich gerne an festen Abläufen im Alltag. Diese geben ihm Sicherheit und schützen ihn vor Reizüberflutung. Ein Hund, der zu festen Zeiten sein Futter bekommt, wird weniger unruhig wirken. Das Gleiche gilt für regelmäßige Spaziergänge, Training und Spieleinheiten zu bestimmten Tageszeiten. Ein entspannter Hund kann sich dementsprechend auch besser auf seinen Besitzer konzentrieren.
Verlässlichkeit
Neben einem festen Tagesablauf muss dein Hund aber auch das Gefühl bekommen, dass er sich rundum auf dich verlassen kann. Auf dieser Verlässlichkeit baut sich Vertrauen auf und bildet somit die Grundlage einer starken Bindung.
Standfestigkeit
Nichts spürt dein Hund mehr als deine eigene Unsicherheit. Doch nur durch souveränes Auftreten und Konsequenz in vollem Maße, wirst du ihm Sicherheit, Verlässlichkeit und Vertrauen bieten können.
Zeit
Jede Beziehung benötigt Zeit und so ist es auch bei der Bindung zwischen dir und deinem Hund. Wenn du diesem Prozess keine Zeit schenkst, hast du schon von Beginn an verloren! Vor allem, wenn ihr euch gerade erst kennenlernt, solltest du nicht zu viel verlangen und den Geschehnissen zunächst ihren Lauf lassen. Hierfür bietet es sich an, wenn du dir in den ersten Wochen Urlaub nimmst. Verzichte in dieser Zeit auch bitte auf zeitaufwendige Termine, Hobbys oder Besuche bei Freunden und Familie.
Warum vertraut mein Hund mir nicht?
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, warum dein Hund dir nicht vertraut:
Entweder habt ihr noch kein Vertrauen zueinander aufbauen können oder dein Hund das Vertrauen in dich verloren. Letzteres ist die schwierigere Situation und lässt sich nur durch intensives Vertrauenstraining wieder beheben. Im Gegensatz dazu lässt es sich aber durchaus vermeiden, dass dein Hund das Vertrauen in dich verliert.
Häufige Fehler und wie du sie vermeiden kannst
Zusammensein ist alles
Sicher gehen viele Hunde stressfrei durch ihre Umwelt und begleiten ihre Besitzer ebenso gerne überall hin. Doch bei Shoppingtouren, größeren Familienfeiern und Besuchen in überfüllten Restaurants hört mancher Spaß auf. Lasse deinen Hund hier lieber daheim und gönne ihm Ruhe daheim.
Kein Schutz vor Artgenossen
"Das klären die Hunde schon unter sich". Eine Aussage, die so manche Bindung zwischen Hund und Halter zerstört hat. Denn wenn dein Hund dir vertraut, legt er auch seine Sicherheit in deine Hand und erwartet in Gefahrensituationen Schutz von dir. Wenn du also merkst, dass dein Hund einer Hundebegegnung lieber aus dem Weg gehen möchte, dann erzwinge diese auch nicht und gewinne Abstand. Genauso solltest du deinen Hund aus einer Hundebegegnung herausholen können, indem du ihn sicher abrufst. In beiden Fällen vermeidest du Eskalation und bietest deinem Hund Schutz und Sicherheit.
"Ich bin der Boss"
Natürlich bestimmst du im Großen und Ganzen über das Leben deines Hundes. Dennoch solltest du deinem Hund immer auf einer Ebene begegnen und nicht auf ihn herabschauen. Denn so wie der unbeliebte Chef auf der Arbeit mit seinen Forderungen auf dich wirken mag, so wirkst du mit Unterordnungsritualen und Strafen auf deinen Hund. Gib deinem Hund die Chance, Entscheidungen zugunsten seiner Bedürfnisse treffen zu dürfen und er wird es dir mit vollem Vertrauen danken.
"Mein Hund weiß eigentlich genau was ich meine"
Wenn diesem Satz ein nicht ausgeführtes Kommando vorausgegangen ist, dann ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Nun darfst du keinesfalls in Stress oder Frust verfallen, denn die Emotionen machen die Situation nicht besser. Genauso wenig, wenn du das Kommando lautstark und mehrmals nacheinander wiederholst. Schaffe in Zukunft lieber eine eindeutigere Kommunikation, belohne den Hund für korrektes Verhalten und korrigiere in für Fehlverhalten.
5 Tipps, wie du konkret die Bindung aufbauen kannst.
1. Regeln für mehr Sicherheit
Für eine starke Bindung benötigt dein Hund nicht nur feste Strukturen im Alltag, sondern auch klare Regeln. Du solltest für deinen Hund stets vorhersehbar sein, damit er sich an dir orientieren und stets in Sicherheit wiegen kann. Inkonsequenz ist hier absolut fehl am Platz! Denn sobald dein Hund merkt, dass du deine Meinungen stetig änderst, wird er dich nicht mehr ernst nehmen.
2. Tonfall und Körpersprache im Einklang
Wenn du deinem Hund Grenzen setzen möchtest, sollten deine Körpersprache und dein Tonfall übereinstimmen. Ein “Nein” nimmt dein Hund wenig ernst, wenn du dabei desinteressiert auf dem Sofa sitzen bleibst. Du solltest in diesem Fall vor deinem Hund aufrichten und festen Blickkontakt halten. Gleiches gilt für Loben, das stets aufrichtig und niemals halbherzig klingen sollte.
3. Respekt im Umgang
Respekt ist der wichtigste Punkt in der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Verhalte dich ihm gegenüber stets liebevoll und nimm dir seine Bedürfnisse zu Herzen. Gönne ihm nach einem Training genügend Ruhe und halte ihn fern von Reizüberflutung. Gewalt, Wutausbrüche und Gefühlsschwankungen gehören keinesfalls in eure Beziehung!
4. Hundesprache spielend verstehen
Achte stets darauf, was dein Hund dir durch seine Körperhaltung mitteilen möchte und gehe auf diese ein. Durch gemeinsames Spielen und andere Beschäftigung lernst du das Verhalten deines Hundes besser kennen und vermeidest Missverständnisse in eurer Kommunikation.
5. Halte fest an Erfolgserlebnissen
Wir Menschen lieben Erfolgserlebnisse und bauen unser gesamtes Bewusstsein sowie zwischenmenschliche Beziehungen auf diesen auf. Gleiches gilt auch für deinen Hund und eure gemeinsamen Erlebnisse. Werden Spaziergänge ohne Leine zu einem Erfolg, dann bleiben sie auch lange und positiv in Erinnerung.
Häufig gestellte Fragen
Die meisten Hunde binden sich an die Person, die ihnen in ihrem näheren Umfeld die meiste Aufmerksamkeit schenkt. In einem Mehrpersonenhaushalt ist das überwiegend die Person, die ihn füttert und mit ihm spielt und spazieren geht.
Wie lange genau ein Hund braucht, um Vertrauen zu seinem Besitzer aufzubauen, kommt auf den jeweiligen Hund und seine Vorgeschichte an. Einem Welpen fällt es generell leichter Vertrauen zu fassen, da sie zu Beginn auch noch völlig abhängig vom Schutz ihrer neuen Besitzer sind. Bei einem älteren Hund kann dieser Prozess etwas länger dauern. Vor allem wenn er eine unschöne Vergangenheit hat und aus dem Tierschutz stammt. Gewalt und Vernachlässigung prägen das Verhalten von Hunden und lassen das Vertrauen in den Menschen schwinden. Hier ist Geduld gefragt! Viele Hunde aus dem Tierschutz verkriechen sich am Anfang und wirken sehr in sich gekehrt. Aber nach fünf bis sieben Tagen kommen die meisten plötzlich von allein aus ihrem “Versteck” und der Grundstein für den Aufbau von Vertrauen ist gelegt. Danach wird es noch einige Wochen, Monate oder vielleicht auch Jahre dauern, bis ihr ein starkes Band zueinander knüpfen konntet. Dies ist ebenfalls von der Persönlichkeit des Hundes abhängig und von der Intensität und Gestaltung eures Trainings. Wenn der entscheidende Moment aber endlich da ist, wirst du es aber auf jeden Fall spüren!
Wenn du Bindung zu einem Welpen aufbauen möchtest, solltest du niemals Maß an ausgewachsenen Hunden nehmen. Ein Welpe ist in seinem Verhalten noch sehr individuell und durchläuft erst mit der Zeit verschiedene Prägungsphasen. Strenge und Überforderung sollten hier ebenfalls keinen Platz finden. Wenn du dir unsicher bist, kannst du dir auch Rat in einer Welpenschule suchen. Dort stehen dir fachkundige Trainer mit Rat und Tat zur Seite und begleiten euch auf eurem gemeinsamen Weg.
Bindung zu einem ängstlichen Hund aufzubauen, kann sich durchaus schwierig gestalten. Doch auch hier gilt: Zeit nehmen und Vertrauen langsam aufbauen. Nur so kannst du den Grundstein für eine starke Bindung legen. Auch hier kannst du dir Hilfe in einer Hundeschule suchen und die Arbeit eines professionellen Hundetrainers in Anspruch nehmen. Dieser hilft dir dabei, das Verhalten deines Hundes zu verstehen und mit Sicherheit durch die Herausforderungen des Alltags zu geleiten.
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Fazit
Die Bindung zu unserem geliebten Hund ist eine der wichtigsten Aufgaben. Du solltest so früh wie möglich daran arbeiten. Ich hoffe, wir konnten dir mit diesem Artikel weiterhelfen und dir hilfreiche Tipps geben, für eine bessere Bindung zu deinem Hund.
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Servus, Hallo, Moin! Mein Name ist Anja Boecker und ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin (Zertifikat IHK). Mit diesen Artikeln möchte ich dir helfen, deinen Hund besser zu verstehen und eine unzertrennliche Bindung aufzubauen.