Magendrehung bei Hunden (Anzeichen erkennen und helfen)

Du möchtest mehr zur Magendrehung bei Hunden wissen? Ihre Anzeichen erkennen und wissen, wie du richtig dagegen vorbeugst? Dann bist du hier richtig! Außerdem haben wir uns für diesen Artikel Beratung vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic eingeholt. Also sei gespannt.

Hund krank
Inhaltsverzeichnis

Auch wenn eine Magendrehung nur selten auftritt, kann sie schwerwiegende Folgen haben und endet ohne schnelle Behandlung tödlich.

Was ist eine Magendrehung?

Der Magen eines Hundes hängt an zwei flexiblen Bändern. Zusätzlich wird der Magen an seinem Eingang durch die Speiseröhre etwas stabilisiert. Dasselbe geschieht am Magenausgang durch den Dünndarm.

Trotzdem ist der Magen sehr beweglich und elastisch. Das ist wichtig, falls dein Hund eine große Portion frisst.

Diese Beweglichkeit hat aber auch einen Nachteil. Der Magen pendelt hin und her. Macht dein Hund eine ungünstige Bewegung, kann sich der Magen um die eigene Achse drehen. 

Weil sich der Magen nicht von allein wieder zurückdrehen kann, kommt es zu fatalen Komplikationen. Durch die Drehung werden der Magenein- und Ausgang verschlossen und die Gase können nicht mehr entweichen. Der Magen bläht sich immer weiter auf und schädigt dadurch andere Organe.

Wird die Magendrehung nicht innerhalb weniger Stunden von einem Tierarzt behandelt, ist dieser Notfall lebensbedrohlich. Wenn du aber schnell handelst, erhöhst du die Überlebenschancen deines Schützlings. 

Deswegen solltest du als Halter unbedingt die Anzeichen einer Magendrehung erkennen. Dann musst du schnell und richtig reagieren.

6 Faktoren einer Magendrehung

Eine Magendrehung kann bei jeder Fellnase vorkommen, unabhängig von den Risikofaktoren. Die tatsächliche Ursache dieser lebensbedrohlichen Erkrankung ist noch nicht bekannt.

Jedoch hat an beobachtet, dass eine Magendrehung unter bestimmten Bedingungen häufiger auftritt.

1. Essen und Trinken

Magendrehungen treten selten bei leerem Magen auf. Wenn dein Hund etwas gefressen oder getrunken hat, verstärkt sich das natürliche Schwingen des Magens. Die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Drehung ist deswegen höher. 

Besonders große Portionen Futter sind ein Risikofaktor. Schwer verdauliche Nahrung bleibt länger im Magen und erhöht das Risiko noch weiter. Wenn dein Hund dazu noch schnell frisst oder trinkt, ist die Gefahr einer Magendrehung noch größer.

2. Ungünstige Bewegungen

Läuft dein Liebling mit Hochgeschwindigkeit die Treppen herauf und herunter oder wälzt sich auf dem Boden, schwingt der Magen mit. Wenn er kurz davor etwas gefressen hat, kann es zu einer Magendrehung kommen.

Es wird aber immer häufiger beobachtet, dass es auch abends und nachts im Ruhezustand dazu kommen kann. Der Grund dafür ist eine höhere Anfälligkeit mancher Hunderassen für die Magendrehung.

3. Großer, tief liegender Brustkorb

Einige Hunderassen sind eher gefährdet als andere. Das gilt besonders für größere Hunde, die einen breiten Brustkorb haben. Der Magen liegt dort tiefer und hat mehr Bewegungsfreiheit. Umso wahrscheinlicher wird es, dass er sich um seine eigene Achse dreht.

Daher leiden Hunderassen wie Boxer, Schäferhunde, Doggen und Dobermänner öfter an einer Magendrehung.

4. Magen-Darm-Entzündung

Es bestehen Zusammenhänge von Magen-Darmprobleme mit einem erhöhten Risiko für Magendrehung. Besonders bei Erbrechen, Durchfall und einer schlechten Verdauung musst du auf mögliche Symptome der Drehung achten. Diesen Risikopunkt kannst du minimieren, indem durch eine ausgeglichene Ernährung Verdauungsproblemen vorbeugst.

5. Alter

Je älter dein Hund wird, desto stärker dehnen sich seine Bänder. Auch das Bindegewebe und die Bänder, die den Magen fixieren, erschlaffen mit der Zeit. Deswegen kommt es viel schneller zu einer kompletten Drehung des Magens als bei einem straffen Welpen.

6. Stress

Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch ist Stress ein Risikofaktor für Magendrehungen. Warum Magendrehungen bei gestressten Vierbeinern häufiger vorkommen, ist noch nicht erforscht. Es könnte aber daran liegen, dass gestresste Tiere schneller fressen und hektischere Bewegungen machen.

Wenn mehrere dieser Faktoren auf deinen Hund zutreffen, ist das Risiko einer Magendrehung größer. Du solltest dann noch viel genauer auf Anzeichen dieser Erkrankung achten. Doch auch kleine Hunde oder Welpen können betroffen sein.

Die Risikofaktoren erhöhen lediglich die Wahrscheinlichkeit. Es kann auch ohne sie zu einer Magendrehung kommen.

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Magendrehung hat schwerwiegende Folgen

Hat sich der Magen einmal um seine eigene Achse gedreht, sind seine beiden Ausgänge verschlossen. Durch das vorher aufgenommene Futter bilden sich Gase, die normalerweise in die Speiseröhre oder den Dünndarm abgegeben werden. Da sie nun aber nicht mehr über diese Ausgänge entweichen können, bläht sich der Magen immer weiter auf.

Der Magen ist nach einiger Zeit viel zu groß für den Bauchraum. Die umliegenden Organe und vor allem die Blutgefäße werden abgeschnürt.

Als Erstes wird das Zwerchfell beeinträchtigt. Es liegt nämlich direkt neben dem Magen. Durch die Einengung kann es sich nicht mehr genügend ausbreiten und die Atmung wird schwerer.

Die umliegenden Herzgefäße werden abgeschnürt. Jetzt kann kein Blutaustausch mehr stattfinden: Das alte, sauerstoffarme Blut wird nicht mehr abtransportiert und die Organe werden nicht mehr mit neuem, sauerstoffreichem Blut versorgt. 

Wenn das Gewebe keinen neuen Sauerstoff erhält, wird es nachhaltig geschädigt und kann sogar absterben. Der Magen, wie auch alle umliegenden Organe, können betroffen sein.

Wird das Gewebe der Magenwand dadurch undicht, können Nahrungsreste und Magensäure nach außen in den Bauchraum gelangen. Das kann eine schwere Bauchfellentzündung zur Folge haben.

Durch diese Folgen wird das Herz stark belastet und die Herzaktivität beeinträchtigt. Nicht selten treten daher Herzrhythmusstörungen auf. Nach einigen Minuten wird der Kreislauf stark belastet. Wenn die Magendrehung nach wenigen Stunden nicht behandelt wird, kommt es zu einem Kreislaufschock

Da sich der Magen nicht wieder allein zurückdrehen kann, endet eine Magendrehung ohne Hilfe in jedem Fall tödlich.

Magendrehung erkennen

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Die Drehung selbst verursacht einen kurzen stechenden Schmerz. Du kannst das an einem kurzen Zusammenzucken, Jaulen oder Winseln deines Schützlings erkennen. Leider denken die wenigsten bei diesem Symptom an eine Magendrehung.

Schließlich kommt sie auch nur selten vor. Trotzdem solltest du deine Fellnase nun noch genauer beobachten. Je schneller du die Erkrankung erkennst, desto größer sind die Überlebenschancen deines Lieblings.

Hunde ziehen ihren Bauch ein, nachdem sich ihr Magen gedreht hat. Auch ein gekrümmter Rücken ist ein Anzeichen.

Vermutlich ist dein Vierbeiner nach einer Magendrehung sehr unruhig. Er merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Indem er ständig seine Position ändert, möchte er sich Besserung schaffen. Er wechselt also immer wieder zwischen Liegen, Stehen und Gehen.

Falls dein pelziger Freund versucht, zu erbrechen, gelingt ihm das nicht. Denn die Verbindung zwischen Magen und Speiseröhre ist verschlossen. Sollte er etwas trinken, kommt es nach nur wenigen Sekunden wieder hoch. Deswegen wird er auch die Nahrung verweigern.

Der Speichel kann jetzt nicht mehr ausreichend abfließen und sammelt sich daher im Maul. Deswegen haben Hunde nach einer Magendrehung manchmal Schaum vor dem Maul.

Nach nur wenigen Minuten bläht sich der Magen direkt hinter den Rippen stark auf. Das kannst du entweder von außen sehen oder du ertastet es. Wenn du vorsichtig gegen seinen Bauch schnipst, klingt es hohl.

Mit der Zeit…

Mit der Zeit verschlechtert sich auch der Kreislauf. Aus der anfänglichen Unruhe wird dann Teilnahmslosigkeit und Apathie. Die Atmung wird schwerer und dein Schützling hechelt stärker. Wenn du den Puls misst, ist er vermutlich schnell.

Schon nach einer Stunde können die Symptome so ausgeprägt sein, dass dein Liebling nicht mehr aufstehen kann. Wenn noch mehr Zeit vergeht, wird das schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation.

Deswegen solltest du schon nach den ersten Symptomen sofort einen Tierarzt aufsuchen. Wenn dein Hund nur noch liegen kann, wird es schwer ihn zu transportieren.

Hier findest du die wichtigsten Symptome noch einmal zusammengefasst:

  • Zusammenzucken, Jaulen oder Winseln
  • eingezogener Bauch
  • gekrümmter Rücken
  • Unruhe
  • ständiges Wechseln der Position
  • vergeblicher Versuch des Erbrechens
  • vermehrter Speichel
  • Nahrungsverweigerung
  • aufgeblähter Bauch
  • Magen klingt hohl
  • Kreislaufprobleme
  • Teilnahmslosigkeit
  • schwere Atmung, starkes Hecheln
  • schneller Puls
  • weiße Schleimhäute

Bei Verdacht: Schnell handeln

Sobald du den Verdacht hast, dass dein Liebling an einer Magendrehung leidet, solltest du sofort zu einem Tierarzt oder in eine Tierklinik fahren. Rufe am besten vorher an. So kannst du sichergehen, dass die Praxis geöffnet hat. Außerdem kann sich dein Arzt besser auf den Eingriff vorbereiten.

Erzähle dem Tierarzt so genau wie möglich, welche Symptome bei deinem Vierbeiner zutreffen. Mithilfe einer Röntgenaufnahme kann er überprüfen, ob es sich wirklich um eine Magendrehung handelt.

Behandlung

In diesem Fall ist es das wichtigste, das Gas aus dem Magen abzuleiten. Dadurch verkleinert sich der Magen und das Blut kann wieder in alle Organe fließen. Dafür wird entweder ein Schlauch durch das Maul in den Magen gebracht oder eine Kanüle direkt in den Magen gelegt.

Ist der Magen nicht komplett verdreht, kann der Tierarzt ihn auch durch etwas Druck zurückdrehen. In den meisten Fällen ist das aber nicht so einfach. Dann muss er durch eine Operation wieder in die richtige Position gebracht werden.

Der Tierarzt benötigt für diesen Eingriff viel Ruhe und Konzentration. Lenke ihn deshalb nicht mit Fragen oder Nervosität ab. 

Du kannst ihn aber vor der Operation bitten, eine Gastropexie durchzuführen. Das bedeutet, dass der Magen teilweise an die Bauchwand genäht wird. Dadurch ist das Risiko, dass sich der Magen erneut dreht, viel geringer. Das ist sinnvoll, wenn deine Fellnase besonders anfällig für Magendrehungen ist. 

Auch nach einer erfolgreichen Operation können einige Komplikationen auftreten. Die Wahrscheinlichkeit, ob ein Hund trotz Operation überlebt oder nicht, richtet sich ganz klar danach, wie schnell man als Hundehalter bei einer Magendrehung gehandelt hat. Eine tierärztliche Beobachtung nach der Operation ist sehr empfehlenswert.

4 Tipps zur Vorbeugung

Grafik Magendrehung

Eine Magendrehung kann auch ohne Risikofaktoren auftreten. Die Ursachen wurden noch nicht vollständig erforscht und deswegen ist auch eine Vorbeugung sehr schwierig.

Trotzdem kannst du einige Faktoren meiden, die die Wahrscheinlichkeit einer Magendrehung vergrößern:

1. Kleinere Portionen

Wenn dein Kleiner viel auf einmal frisst, ist der Magen gefüllt. Dadurch schwingt er mehr und schon kann es zu einer Magendrehung kommen. Besonders gefährlich ist das, wenn du ihm nur einmal am Tag eine große Portion gibst. Mehrere kleine Portionen sind gesünder und verringern die Gefahr einer Magendrehung.

2. Anti-Schling-Napf

Auch wenn dein Liebling zu schnell frisst, erhöht dies das Risiko. Ein Anti-Schling-Napf kann Abhilfe schaffen. Durch spezielle Ausstülpungen kann dein pelziger Freund nicht mehr so schnell fressen wie vorher.

3. Weniger Trockenfutter

Nassfutter ist besser verdaulich als Trockenfutter. Es bleibt also nicht so lange im Magen und bläht auch nicht zusätzlich auf. Frisst dein Vierbeiner also nicht nur Trockenfutter, ist das Risiko einer Magendrehung nicht ganz so groß.

4. Ruhe nach dem Fressen

Wenn dein Hund gleich nach dem Fressen herumtobt und sich auf dem Boden wälzt, schwingt der Magen noch stärker. Das kann schnell zu einer Magendrehung führen. Lass deinen Liebling also erst in Ruhe verdauen, bevor du wieder mit ihm spielst oder spazieren gehst.

Diese Maßnahmen helfen nur, das Risiko einer Magendrehung zu vermindern. Sie können sie auf keinen Fall verhindern. Deswegen ist es wichtig, sich vorher zu informieren. So kannst du die Anzeichen schnell erkennen und gleich richtig handeln.

Häufig gestellte Fragen

Bei einer Magendrehung kommt es zu einer kompletten Drehung des Magens um die eigene Achse. Dies kann geschehen, weil der Magen relativ lose im Bauchraum befestigt ist und frei pendeln kann. Die Magendrehung endet unbehandelt immer tödlich.

Ein eindeutiges Symptom ist der hinter den Rippen stark aufgeblähte Bauch. Dazu kommen unter anderem: ein gekrümmter Rücken, Unruhe, vermehrter Speichel und schwere Atmung

Wenn du den Verdacht auf eine Magendrehung bei deinem Hund hast, fahre sofort zu einem Tierarzt. Rufe davor beim Tierarzt an, damit er sich auf den nötigen Eingriff vorbereiten kann. 

Die Magendrehung beim Hund ist ein Notfall. Ohne Behandlung kann sich der Magen nicht wieder zurückdrehen. Durch den Verschluss der Magenein und -ausgänge, kommt es immer zu tödlichen Komplikationen.

Durch schnelle Bewegungen oder eine große Portion Futter kann der Magen in starke Schwingungen geraten und sich um die eigene Achse drehen.

Empfehlung vom Tierarzt

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Mehr Informationen

Eine Magendrehung ist sehr schwerwiegend und darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Wird sie nicht innerhalb weniger Stunden behandelt, kann das lebensgefährlich für deinen Schützling werden.

Trotzdem solltest du unbedingt Ruhe bewahren. Hektik hilft niemandem weiter und führt nur zu unüberlegten Handlungen. Und dabei ist es gerade im Notfall wichtig, richtig zu handeln.

Sobald du Anzeichen einer Magendrehung bei deinem Liebling entdeckst, solltest du umgehend mit ihm zum Tierarzt gehen. Innerhalb weniger Minuten kann sich der Gesundheitszustand deines Vierbeiners drastisch ändern.

Zögere deshalb auch nicht, wenn du dir unsicher bist. Gehe lieber einmal zu viel zum Tierarzt, als zu spät gehandelt zu haben.

Am besten ist es, sich schon vor dieser Notsituation mit dem Thema zu beschäftigen. Dann kannst du die Magendrehung im Ernstfall schnell erkennen und sofort handeln. 

Bild von Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic
Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic

Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.

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