Hund kratzt sich ständig? (4 Gründe und was dagegen hilft)
- Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic
- Aktualisiert: 2023-04-12
Wenn sich dein Hund häufig kratzt, an sich knabbert oder sein Fell reibt, leidet er womöglich an starkem Juckreiz. So etwas kann zur Qual werden und muss frühzeitig behandelt werden. Heute erkläre ich dir genau die möglichen Ursachen von Juckreiz und welche Lösungen es gibt. Außerdem haben wir uns für diesen Artikel Beratung vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic eingeholt. Also sei gespannt!
Grundsätzlich handelt es sich beim Kratzen um eine ganz normale Reaktion gegen das Jucken.
Juckreiz beim Hund
Je nachdem, wo sich der Reiz befindet, kratzt sich dein Schützling mit seinen Krallen. Vielleicht knabbert er auch mit den Zähnen oder reibt sich an einem festen Gegenstand.
Eindeutige Zeichen für einen Juckreiz mit bedenklicher Ursache sind:
- Schlagende oder zuckende Bewegungen mit den Hinterbeinen beim Streicheln
- Anhaltendes Kratzen
- Gerötete Haut
- Ausschlag, Pickel, Schuppenbildung
- Verkrustungen und Wunden
- Haarausfall
Die Ursachen für Juckreiz
Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Parasiten, Allergien, Hautproblemen, psychologischen Ursachen über Fremdkörper bis hin zum Halsband.
1. Befall von Parasiten
Parasiten gehören zu den häufigsten Verursachern von Juckreiz. Besonders in den wärmeren Jahreszeiten befallen sie Hunde.
Flöhe
Willst du ihnen auf die Schliche kommen, fährst du mit einem Flohkamm durch das Fell. Befinden sich schwarze Schmutzkrümel im Kamm, handelt es sich um den Kot von Flöhen.
Wurde der Befall früh entdeckt, hilft ein Bad mit Anti-Floh-Shampoo und häufiges Ausbürsten des Fells. Es ist wichtig, alle Floheier und Larven zu beseitigen. Außerdem musst du die Lieblingsplätze von deinem Vierbeiner und sein Geschirr gründlich säubern und mit einem Anti-Floh-Mittel behandeln.
Milben
Am häufigsten kommen Grasmilben, Herbstgrasmilben und Grabmilben vor. Vierbeiner werden für gewöhnlich in der warmen Jahreszeit in der Natur befallen. Milben sitzen bevorzugt auf den zarten Hautstellen zwischen den Zehen, in den Ohren, auf den Beinen und am Unterbauch.
Kratzt sich deine Fellnase ausnahmslos am Ohr, kann die Ohrräude der Grund sein. Bei einem Befall siehst du dunklen Schmutz in den Ohren. An Anfang können Reinigungsmittel aus dem Tierhandel helfen, die du genau nach Vorschrift verwendest. Es müssen alle Eier und Larven der Plagegeister verschwinden. Zeigt dein Schützling bei der Anwendung Schmerzen, müssen weitere mögliche Komplikationen durch deinen Tierarzt abgeklärt werden.
Neben den intensiven Kratz-Attacken sind rote Pusteln auf der Haut und verkrustete Ellenbogen ein Indiz für einen Milbenbefall. In diesem Fall solltest du einen Tierarzt aufzusuchen, damit das Leiden nicht chronisch wird.
Zecken
Sie sitzen meistens auf Pflanzen und springen von dort auf ihre Opfer. Wenn sie sich in der Haut verbeißen, sondern sie ein Sekret ab, das den Schmerz betäubt und die Blutgerinnung verhindert. Die Haut reagiert darauf mit Juckreiz. Entzündet sich der Zeckenbiss, schwillt die Stelle an und wird zunehmend rot. Dann ist der Arzt gefragt.
Eine Zecke sollte so früh wie möglich entfernt werden, ohne die Haut dabei zu verletzen. Dazu erfasst du sie am besten mit einer Zeckenzange direkt über der Haut und ziehst sie senkrecht nach oben heraus. Wichtig ist, dass der Kopf nicht stecken bleibt und das Tierchen kein zusätzliches Sekret in die Haut abgeben kann.
Denn darin können Viren enthalten sein, die schwere Krankheiten wie beispielsweise Borreliose verursachen. Bist du unsicher mit der Entfernung, solltest du die Prozedur vorsichtshalber dem Arzt überlassen.
2. Juckreiz durch Allergien
Ein anderer großer Faktor für Juckreize sind Allergien. Sie nehmen auch bei unseren Hunden leider stetig zu.
Flohspeichel
In der Regel wird die Reaktion durch einen einmaligen Flohbefall ausgelöst und entsteht überwiegend in der Leisten-, Lendenregion und am Schwanz. Gelangt Flohspeichel auf die Haut, reagiert ein allergischer Hund darauf mit Juckreiz.
Betroffen sind hauptsächlich Tiere ab dem zweiten bis sechsten Lebensjahr.
Erkennen kannst du die Krankheit an Schwellungen und Krustenbildung der Haut und an Haarausfall. Der Tierarzt kann mittels eines Bluttests die Allergie bestätigen. Die Therapie erfolgt durch die Beseitigung der Flöhe und einer lindernden Behandlung der Haut.
Futterallergie
Sie tritt in vielen Fällen auf und kann Hunde jeden Alters heimsuchen. Verantwortlich sind chemische Zusätze, Geschmacksverstärker und Farbstoffe im Futter. Aber der häufigste Grund sind meistens bestimmte Proteinquellen und Getreide. Außerdem kann eine Unverträglichkeit auf Laktose Allergien bewirken.
- Magen- und Darmprobleme
- Mundgeruch
- Schleim in Kot und Erbrochenem
- verstärkter Haarausfall
Umweltallergie
- trockene Haut
- übermäßige Schuppenbildung
- Verkrustungen und Wunden
- Rötungen
- kahle Stellen am Fell
Kontaktallergie
Sie entsteht, wenn dein treuer Gefährte über die Nase oder den Körper mit Pestiziden, Dünger, Chemikalien, giftigen Pflanzen oder Metallen in Kontakt kommt.
Eine zunehmende Störung der Haut besteht durch Kunstfasern und Nickel am Geschirr. Vorsicht bei Halsbändern mit Metallverzierungen, sie können Nickel enthalten.
Die gestresste Haut bekommt rote Pusteln und Flecken. Die Allergie verschwindet bei Vermeidung des Auslösers. Eine lindernde Hautcreme hilft gegen das Jucken, bis sich die Haut erholt hat.
3. Körperliche Ursachen
Kratzen am Hinterteil
Reibt dein Hund sein Hinterteil auf dem Boden oder leckt auffallend stark daran, können Schmutzrückstände oder volle Analdrüsen die Gründe sein.
Bei sehr jungen, älteren oder kranken Fellnasen kommt es vor, dass das Absetzen des Kots oder das sauber Halten nicht mehr richtig klappt. Manchmal frisst er auch viel Gras und die Halme gelangen nicht ganz nach draußen und hängen aus dem After. Solche Rückstände sind mit einem feuchten Tuch leicht zu entfernen.
Sind die Analdrüsen verstopft, rutscht er mit dem Hintern auf dem Boden. Handelt es sich um eine Verstopfung der Drüsen, lässt du diese am besten vom Tierarzt ausdrücken.
Andere Ursachen für einen juckenden After sind Würmer. Zu ihnen gehören die Band-, Spul- und Hakenwürmer.
Trockene oder schuppige Haut
Dafür verantwortlich kann die Ernährung, zu häufiges Baden oder die Genetik sein. Erleidet die Haut einen Mangel oder einen Überschuss an den lebenswichtigen Nährstoffen wie Zink, Mineralien und Vitaminen, kommt ihr Stoffwechsel ins Ungleichgewicht. Die Haut trocknet aus, bildet Schuppen und das juckt.
Auf der Verpackung des Hundefutters kannst du die Angaben von Vitaminen, Mineralstoffen und essenzielle Fettsäuren einsehen und kontrollieren. Besteht ein Mangel an Vitaminen, hilft manchmal schon eine kleine Gabe Fischöl, ein Nahrungsergänzungsmittel oder ein Futterwechsel.
Körperpflege
Juckreiz an den Zitzen oder Talgdrüsen
Psychologisches Kratzen
4. Weitere Ursachen
Manche Ursachen für den Juckreiz sind leicht zu beheben:
Fremdkörper
Manchmal juckt das Ohr, weil sich eine Ameise oder ein Käfer darin verlaufen hat und die Haut reizt. Dein treuer Gefährte versucht den Eindringling durch Kratzen, Reiben oder Schütteln loszuwerden. Dabei hält er den Kopf schräg und macht sich bei dir durch Blicke, Anschubsen oder Reiben bemerkbar. Vorsicht, denn es könnte das Trommelfell betroffen sein.
Wenn der Fremdköper tief sitzt und dein Liebling Schmerzen äußert, musst du sehr behutsam sein.
Halsband, Brustgeschirr und Maulkorb
In der Regel gewöhnt sich dein Liebling nach einer Weile an das Tragen dieser Sachen. Doch zu Beginn versucht er häufig durch Kratzen oder Schütteln die Last loszuwerden.
Zuerst solltest du feststellen, ob das angebrachte Teil richtig passt und ob Schmutz, Parasiten oder Stiche sich darunter befinden. Legst du das Geschirr für eine Weile ab und die Reaktion hört auf, erkennst du, ob es die Ursache für das Kratzen ist. Nach einer langsamen Eingewöhnungsphase wird dein Liebling das Geschirr akzeptieren.
Wie kann ich vorbeugen?
Zur Vorbeugung gegen Parasiten verschiedener Art erhältst du vom Tierarzt ein bestimmtes Mittel (Spot on). Das verteilt man auf dem Nacken deiner Fellnase.
- Gegen Grasmilben hilft es, wenn die Grasflächen am Haus kurz sind. Die Milben finden dann wenig Platz, um sich niederzulassen. Ist der Vierbeiner sehr anfällig, sollte er Schuhe über den Pfoten tragen.
- Gegen Wurmbefall ist eine regelmäßige Wurmkur angebracht.
- Die Medizin vermutet die Entstehung der Allergien im Darm. Durch ein hochwertiges Futter wird die Darmflora geschont. Damit erst gar keine Futterallergie entsteht, solltest du auf hochwertiges Futter ohne Zucker und künstliche Zusätze achten. Auch das Barfen hat sich bewährt.
- Eine regelmäßige Körperpflege der Ohren, Zähne, Fußnägel und bei bedürftigen Hunden am Hintern hilft, Juckreiz zu vermeiden.
- Juckreiz kann auch eine Begleiterscheinung von einem Heilungsprozess sein und endet mit der Heilung.
- Häufiges Streicheln lässt die Haut Fett produzieren. Deine Hände verteilen es am Körper und halten die Haut geschmeidig.
- Da dein Hund ein Rudeltier ist, sollte er so wenig wie möglich und am besten überhaupt nicht allein bleiben.
Auch wenn die Ursache für den Juckreiz besiegt ist, benötigt die Haut Zeit, um sich zu regenerieren. Eine bewährte Art der Begleitbehandlung sind Bachblüten für Tiere.
Häufig gestellte Fragen
Es gibt sehr viele Auslöser für Juckreiz und Kratzen bei Hunden. Diese können harmlos sein und von allein vorübergehen oder durch Krankheiten, Allergien oder Parasitenbefall verursacht werden. Wenn das Kratzen von deinem Hund auffällig wird, solltest du der Sache auf den Grund gehen.
Grundsätzlich handelt es sich beim Kratzen um eine normale Reaktion gegen das Jucken. Eindeutige Zeichen für einen Juckreiz mit bedenklichen Ursachen sind:
- Beim Streicheln gleichzeitig schlagende oder zuckende Bewegungen mit den Hinterbeinen
- Anhaltendes Kratzen
- Gerötete Haut
- Ausschlag, Pickel, Schuppenbildung
- Verkrustungen und Wunden
- Haarausfall
Milben sind kleine Spinnentiere, die fast überall vorkommen. Es gibt Arten, die im Fell gesunder Hunde leben und keine Probleme verursachen. Es gibt jedoch auch solche, die starken Juckreiz und Hauterkrankungen auslösen können.
Erwärmtes Kokosöl kann den Juckreiz stillen und die Milben auf der Haut ersticken. Achte unbedingt darauf, dass es nicht zu heiß ist, sondern gerade so warm, dass es flüssig wird. Außerdem können Teebaumöl und Neemöl, sowie Lachsölpräparate helfen.
Am besten benutzt du ein Werkzeug, dass nur diesem Zweck dient. Bei korrekter Ausführung solltest du die Zecke mitsamt Kopf entfernen können. Für eine genaue Anleitung lies in unserem Artikel.
Empfehlung vom Tierarzt
Juckreiz kann viele Ursachen haben. Einige von ihnen sind harmlos und können einfach von dir behoben werden. Andere dagegen brauchen auf jeden Fall die Hilfe eines Tierarztes. Hier noch eine Infografik mit den wichtigsten Punkten zum Pinnen oder Ausdrucken.
Solltest du dir nicht sicher über die Ursache und Lösung vom Juckreiz deines Lieblings sein, empfehle ich dir keine Zeit zu verlieren. Auch wenn dahinter keine ernsthafte Krankheit stecken sollte, der Juckreiz selbst ist eine Plage genug. Das kennst du bestimmt aus eigener Erfahrung.
Mein Artikel gibt dir Aufklärung und Hilfestellung, ist aber kein Ersatz für einen Tierarzt. Die genaue Suche nach Ursachen ist mühsam, aber es wird sich für dich und deinen Hund lohnen.
Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.
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