Ist der Hund ein Fleischfresser oder Allesfresser?
- Enrico Bachmann
- Aktualisiert: 2023-06-09
Du hast dich sicherlich auch schon gefragt, ob dein Hund ein Fleischfresser ist oder sogar ein Allesfresser? Hierzu gibt es viele Meinungen und ich möchte dich in diesen Artikel endlich aufklären und dir zeigen, wie es genau aussieht mit deinem Hund.
Kennst du die 3 Ernährungstypen?
Fleischfresser sind Carnivoren. Das Wort setzt sich aus den lateinischen Begriffen carnis = Fleisch sowie vorare = verschlingen zusammen. Fleischfresser ernähren sich von Beutetieren.
Omnivoren sind hingegen Allesfresser (lateinisch omnis = alles).
Den dritten Ernährungstyp bilden die Herbivoren vom lateinischen herba = Kraut, also reine Pflanzenfresser. Dass es sich bei einem Hund um keinen reinen Pflanzenfresser handelt, ist bekannt.
Doch, um herauszufinden, ob unser liebster Vierbeiner ein Carnivore oder ein Omnivore ist, müssen sowohl die anatomischen Merkmale als auch die Lebensumstände unter die Lupe genommen werden.
Die anatomischen Merkmale
Ein Hund gehört zu der biologischen Ordnung der Raubtiere, die als Carnivora bezeichnet werden. Viele nehmen daher zunächst an, dass es sich bei einem Hund selbstverständlich um einen Fleischfresser handeln muss.
Allerdings darf die biologische Zuordnung zum Raubtier nicht mit der Ernährungsweise verwechselt werden. Die Zuordnung als Carnivora lässt noch nicht automatisch darauf schließen, dass sich der beste Freund des Menschen auch carnivor, also fleischfressend, ernährt.
1. Das Gebiss des Hundes
Das Gebiss des Hundes ist ein typisches Fleischfresser-Gebiss. Der Vierbeiner besitzt Reißzähne, die sehr spitz sind und zum Reißen und Verschlingen von großen Fleischstücken geeignet sind.
Sein Kiefer ist ein Scherengelenk und kann daher keine typischen Mahlbewegungen ausführen, die beispielsweise bei einem Pflanzenfresser zu beobachten sind. Der Hund besitzt auch keine Zähne, die eine Mahlfunktion haben.
2. Der Verdauungstrakt
Der Magen des liebsten Hundes ist ein großer Hohlraum, der über flüssigkeitsabsondernde Drüsen verfügt. Anders als bei Omnivoren oder Herbivoren besitzt der Hund weder an seinem Dünn- noch an seinem Dickdarm Gärkammern.
Er verfügt über einen deutlich kürzeren Darm als ein Pflanzenfresser. Allerdings ist das Verhältnis des Darms zu seiner Körpergröße vergleichbar mit dem Menschen.
Auf den ersten Blick ist der Verdauungstrakt des Hundes demnach auf den Verzehr von fleischiger Nahrung ausgerichtet.
Fleischfresser Verdauungstrakt = Carnivore?
Diese anatomischen Anhaltspunkte sprechen für einen Fleischfresser. Allerdings schließt das Gebiss des Hundes nicht aus, dass auch andere Nahrungsmittel für ihn geeignet sind. Denn natürlich muss er weiterhin dazu in der Lage sein, große Fleischbrocken sowie Knochen mit seinem Gebiss zu zerkleinern.
Ebenfalls scheint der Verdauungstrakt zunächst auf einen reinen Carnivoren hinzuweisen. Hier müssen jedoch weitere Faktoren berücksichtigt werden.
Wenn man einen Blick auf die Verdauungsenzyme des Vierbeiners wirft, scheint die Zuordnung zu einem Fleischfresser nicht mehr so klar zu sein.
Denn der Speichel des Hundes weist geringe Konzentrationen Alpha-Amylase auf. Diese Enzyme sind maßgeblich für die Aufspaltung von Kohlenhydraten verantwortlich, weshalb sie bei reinen Carnivoren nicht zu finden sind.
Weiterhin produziert der Hund weitere Verdauungsenzyme, die unter anderem für die Aufspaltung von Kohlenhydraten in Glukose verantwortlich sind.
Eine genetische Anpassung:
Stärke kann verdaut werden
Bei unserem besten Freund, der vom Wolf abstammt, hat eine genetische Anpassung stattgefunden. Diese Anpassung lässt zu, dass auch andere Nahrung als Fleisch verdaut werden kann.
Während der Stammvater des Hundes nicht dazu in der Lage ist, Stärke zu verdauen, besitzt ein Hund deutlich mehr Kopien verschiedener Gene, die dafür benötigt werden, um Stärke zu verwerten. Im Durchschnitt besitzt ein Hund rund fünfmal mehr Kopien des Gens als ein Wolf.
Wie viele Genkopien genau vorhanden sind, ist von der Rasse abhängig. Diese genetische Anpassung lässt darauf schließen, dass sich der Hund auch in puncto Ernährung an den Menschen angepasst hat.
Anpassung an das Leben der Menschen
Im Laufe der Domestikation haben sich die Hunde auch bezüglich ihrer Ernährung dem Menschen angenähert. Häufig mussten sie sich an den Essensabfällen der Menschen bedienen.
Somit hat sich der Verdauungstrakt des Hundes an das vorhandene Nahrungsangebot angepasst, sodass auch Stärke verdaut und als Energiequelle genutzt werden kann.
Dass ein Hund kein reiner Fleischfresser ist, lässt sich auch heutzutage an wild lebenden Hunden beobachten. Verschiedene Studien über die Ernährungsweise dieser wild lebenden Tiere zeigen, dass sie sich nur zu einem sehr geringen Teil von selbst erlegter Beute ernähren.
Die Nahrung besteht zum größten Teil aus den Essensabfällen der Menschen. Auch Aas, hierbei handelt es sich meist um die Gerippe von Tieren, die vom Menschen verzehrt wurden oder sogar menschliche Fäkalien stehen auf ihrem Speiseplan. Ebenso sind Früchte eine beliebte Nahrungsquelle.
Hunde probieren gerne aus
Die oben aufgeführten Argumente zeigen, wie schwierig die Zuordnung des Hundes zu einem Ernährungstyp ist. Hunde probieren gerne verschiedene Sachen aus. Sie können daher als Carni-Omnivoren, also Fleisch-Allesfresser, bezeichnet werden.
Obwohl sie sich hauptsächlich von Fleisch ernähren, sind sie auch dazu in der Lage pflanzliche Kost zu fressen und zu verdauen. Da während der Domestikation viele pflanzliche Abfälle auf dem Speiseplan standen, haben sie sich diesen Umständen angepasst.
Der Hund hat alles gefressen, was er gefunden hat oder was ihm gegeben wurde. Das Nahrungsspektrum des liebsten Vierbeiners ist aus diesem Grund sehr breit gefächert, denn sie können sich den unterschiedlichsten Lebensbedingungen einwandfrei anpassen.
Durch diese Gegebenheiten ist er zum funktionalen Allesfresser geworden. Der beste Freund des Menschen kann viele Dinge verdauen, die auch der Mensch verdauen kann.
Dies gilt jedoch nicht für alles, denn einige Nahrungsmittel sind für den Vierbeiner sehr giftig und sollten daher auf keinen Fall von ihm aufgenommen werden.
Wer seinen Liebling beobachtet, wird schnell feststellen, dass Hunde sehr viel austesten, was die Nahrung angeht. Hunde neigen dazu, sich schnell zu übergeben, da sie oftmals alles in sich aufsaugen, was sie finden. Das Erbrechen des Hundes ist jedoch nicht schlimm, oftmals wird das Erbrochene selbst gefressen, um die Verträglichkeit erneut zu überprüfen.
Unser Fazit
Hunde sind von Natur aus Carnivore, jedoch haben sie die Möglichkeit auch andere Lebensmittel zu fressen. Ein Allesfresser wie der Mensch ist ein Hund deshalb noch lange nicht.
Zu einer artgerechten und gesunden Ernährung wäre eine ideale Aufteilung der Nahrung 80 % tierische Komponente und 20 % pflanzliche Komponente. Wenn du mehr dazu wissen willst, empfehle ich dir dich mit dem Thema der Biologisch Artgerechten Roh Fütterung zu beschäftigen. Mehr dazu findest du in unserer Hundeo App.
Ich bin zertifizierter Ernährungsberater für Hunde und Gründer von Hundeo. Meine Mission ist es, mit einfachen und klaren Empfehlungen dich im Dschungel der Informationen zu führen.
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