Beißhemmung beim Welpen? (Diese 4 Tricks helfen sofort)
- Anja Boecker
- Aktualisiert: 14. März 2022
Was anfangs noch ganz süß ist, kann mit der Zeit zu einem Problem werden. Das spielerische Beißen ist normal für Welpen. Doch umso älter unsere Lieblinge werden, desto mehr schmerzt auch ihr Biss. Mit diesem Artikel wirst du lernen, deinem Hund die Beißhemmung anzutrainieren.
➡ Welpen erkunden alles bevorzugt mit ihren Zähnen. Das ist vergleichbar mit Menschenbabys, die nach allem greifen und es in den Mund nehmen wollen.
Hunde haben keine Hände zum Greifen, deshalb nutzen Sie ihr Gebiss
Von Hundemüttern lernen
Welpen testen spielerisch ihre Grenzen im Umgang mit anderen aus. So demonstrieren sie ihre Kräfte. Sie beißen in das Fell ihrer Mutter oder spielen mit ihren Geschwistern.
Die Hundemütter bringen ihren Schützlingen bei, wie viel Kraft sie aufwenden dürfen. Meistens ist das mehr, als unsere Haut aushält. Das wissen die Welpen natürlich nicht. Deswegen ist es unsere Aufgabe, ihnen zu zeigen, wie viel Kraft erlaubt ist.
Vor dem Training muss festgelegt werden, was das Ziel der Beißhemmung sein soll:
Soll der Hund den Einsatz der Zähne besser kontrollieren und nur sanft beißen? Oder soll das Beißen für ihn komplett tabu sein?
Sind kleinere Kinder im Haus, sollte dem Welpen das Beißen grundsätzlich abgewöhnt werden.
Spielerisches Beißen
Das spielerische Beißen ist etwas ganz Natürliches, das jeder junge Hund ausprobiert. Auch das Knurren dabei soll keine Bedrohung darstellen, sondern ist Teil des Spiels.
Welpen beißen vor allem beim Spielen. Dann tun sie das aus Freude und vor allem, weil sie voller Energie stecken und ihre Kräfte austesten möchten.
Nur wenn Hunde oft in schwierigen Situationen und aus Angst beißen, kann das zu einem Problem werden.
Auch wenn dein Welpe nur spielerisch beißt und das kein Zeichen von Aggression ist, muss er wissen, was seine Grenzen sind.
Er muss verstehen, dass er mit dir nicht so grob spielen oder umgehen kann, wie er das mit Artgenossen tun würde.
Deswegen ist ein Training zur Beißhemmung sehr wichtig.
4 Tipps zur Beißhemmung
1. Nicht bestrafen oder tadeln
Beißt dich dein Welpe beim Spielen, solltest du ihn weder bestrafen, noch mit ihm schimpfen.
Er würde in diesem Moment nicht verstehen, was er falsch gemacht hat. Wurde er bestraft, weil er mit dem Schwanz gewedelt hat? Oder weil er mit dir spielen wollte?
Er kann die Bestrafung noch nicht richtig zuordnen.
Ein sanftes Wegschubsen würde er genauso wenig verstehen, denn von seinen Geschwistern ist er vermutlich eine grobe Spielweise gewöhnt.
Das Wegschubsen wäre für ihn also nur ein Teil des Spiels und würde ihn noch weiter animieren. Im schlimmsten Fall wird er dadurch nur noch aufgedrehter und beißt stärker zu.
Auf keinen Fall solltest du deiner Fellnase zur Bestrafung wehtun. Das würde eurem Verhältnis schaden. Und besonders in diesem Alter sollte eine starke Beziehung zwischen dir und deinem Schützling aufgebaut werden.
2. Spielzeug statt Hände
Vierbeiner spielen vor allem, indem sie ihre Zähne benutzen. Wenn du mit deinem Welpen nur mit deinen Händen spielst, wird er dich auch zwangsläufig beißen.
Es ist aber besonders schwierig, deinem treuen Begleiter den Einsatz der Zähne vollständig zu verbieten.
In diesem Alter lernt er nämlich erst, das Beißen zu kontrollieren. Er muss seine eigenen Kräfte kennenlernen, um zu merken, wie fest er zubeißen darf. Verbietest du ihm das, wird er nie ein Feingefühl dafür entwickeln.
Dein Welpe hat nun aber Spielzeuge zum Knabbern und Zubeißen. So kann er mit seinen Zähnen arbeiten, ohne dich zu beißen.
3. Spielen unterbrechen und der “Au!”-Trick
Dein Fellknäuel schnappt beim Spielen trotzdem zu? Dann zeige ihm eindeutig, dass er das nicht darf.
Gib ihm in diesem Moment ein Schlagwort wie ein lautes „Au!“. Dann drehst du dich von ihm weg und hörst auf, mit ihm zu spielen.
Du musst das Schlagwort auch zur richtigen Zeit sagen. So versteht dein Kleiner, dass er mit dem Beißen etwas falsch gemacht hat. Nachdem du die ganze Prozedur mehrmals wiederholt hast, wird er verstehen, dass er nicht zu fest beißen darf.
Dein Welpe möchte schließlich unbedingt mit dir weiterspielen und das kann er dann nur, wenn er nicht mehr zuschnappt.
Das Wichtige dabei ist, dass du konsequent bleibst. Denn nur, wenn du dich auch jedes Mal wegdrehst, verbindet er das mit seinem Verhalten. Hat er sich dann beruhigt, kann das Spielen weitergehen. So lernt er nach und nach, was er darf und was nicht.
4. Lass ihn zur Ruhe kommen
Dein Welpe wird dich vor allem dann beißen, wenn er aufgedreht und energiegeladen ist. Deswegen ist es wichtig, dass er sich als erstes beruhigt.
Ignoriere ihn einfach, wenn er das nächste Mal versucht, zuzuschnappen.
Das zeigt ihm, dass es ihm nur Nachteile bringt und er nun nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ist. Erst wenn er wieder ruhiger ist, spielst du auch wieder aktiv mit ihm.
Wenn das spielerische Beißen irgendwann zu sehr weh tut, wird es schwierig, ihn zu ignorieren.
Hört dein Welpe einfach nicht auf, an dir hochzuspringen und zuzuschnappen? Dann solltest du ihn für einige Zeit alleine lassen.
Er ist in diesem Moment zu energiegeladen, um sein Fehlverhalten zu verstehen. Nur wenn du ihm ein eindeutiges Zeichen gibst, bemerkt er es auch.
Wichtiger Trick 🐶
Am besten, du verlässt den Raum. Wenn dein Vierbeiner alleine ist, wird er sehr schnell wieder zur Ruhe kommen. Solange er noch aufgedreht ist, kannst du deinem Hund das richtige Verhalten nur schwer beibringen.
Beruhigt er sich aber wieder, ist das um einiges einfacher. Wahrscheinlich bereut er nach einer Weile sogar sein Verhalten.
Nach einigen Wiederholungen bringt er das Alleinsein dann mit dem Beißen in Verbindung und macht es in nächster Zeit seltener.
Wenn du dann nach einigen Minuten wieder in den Raum gehst, wird er vermutlich wieder ganz aufgeregt sein. Er freut sich schließlich, dass du wieder da bist.
Deswegen solltest du ihm diesmal gleich ein Spielzeug hinhalten. Dann spielt er als Erstes damit und beißt dich nicht sofort wieder.
Schnappt er trotzdem wieder zu, wiederholst du das Ganze. Gehe wieder aus dem Raum und warte, bis sich dein Hund beruhigt hat.
Nach einiger Zeit wird dein Hund lernen, dass er nur alleine gelassen wird, wenn er dich beißt. Außerdem bringst du ihm so bei, Ruhe zu bewahren und nicht immer überdreht zu sein.
Häufig gestellte Fragen
Das Welpen beim Spielen beißen ist ganz normal. Sie lernen durch das Spielen erst mit ihren Kräften umzugehen. Er beißt dich nicht aus Aggressionen und wird auch später kein aggressiver Hund. Es ist deine Aufgabe, deinem Welpen beizubringen, wie fest und ob er zubeißen darf.
Dein Welpe kann seine Kraft noch nicht einschätzen und lernt erst einmal im Spiel seine Grenzen kennen. Du solltest ihm dabei helfen, indem du klare Grenzen setzt, wie fest und ob er überhaupt beißen darf.
Am besten du fängst schon frühzeitig damit an, deinem Welpen anzugewöhnen, nicht in deine Hand zu beißen, indem du ihm als Alternative ordentliche Spielzeuge anbietest. Wenn dein Welpe trotzdem zuschnappt und zu aufgedreht ist, dann unterbreche immer konsequent das Spiel und lass ihn alleine zur Ruhe kommen.
Du musst selber bestimmen wie fest dich dein Welpe beißen darf bzw. ob er dich überhaupt beißen darf. Das sollte aber nur beim Spielen geschehen und nicht zur Regel werden.
Mein Fazit
Mach dir keine Sorgen, wenn dich dein Welpe beim Spielen leicht beißt.
Das bedeutet auf keinen Fall, dass er später aggressiver wird und andere Menschen beißt. Es ist normal für junge Hunde, ihre Grenzen spielerisch auszutesten.
Sie können aber nicht wissen, dass sie mit uns dabei nicht so umgehen können, wie sie es mit Artgenossen tun würden. Deswegen ist es unsere Aufgabe als Halter, ihnen das beizubringen.
Wenn du mit deinem Hund Beißhemmung trainierst, gilt es, einige Dinge zu beachten. Du solltest nicht mit ihm schimpfen und ihm auf keinen Fall durch Bestrafung wehtun.
Dein Welpe würde nicht verstehen, was er falsch gemacht hat. Außerdem könnte das eurer Beziehung schaden.
Bringe ihm lieber bei, dass er nur noch in Spielzeuge beißen darf und nicht mehr in deinen Arm. Beißt er dich trotzdem, wird das Spielen einfach beendet und du verlässt den Raum. So beruhigt sich dein Welpe wieder.
Wenn du das konsequent durchführst, wird er sich das Zuschnappen schon sehr bald abgewöhnen.
Hast du schon Erfahrung rund um dieses Thema oder noch eine Frage? Dann freuen wir uns von dir in den Kommentaren zu hören 😃
Servus, Hallo, Moin! Meine Name ist Anja Boecker und ich bin Hundetrainerin und Verhaltensberaterin ( Zertifikat IHK) Mit diesen Artikeln möchte ich dir helfen, deinen Hund besser zu verstehen und eine unzertrennliche Bindung aufzubauen.
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Hallo Claudia,
vielen, vielen Dank für dieses Erklärung. Wir haben seit 2 Wochen genau deswegen Stress mit unserem Welpen und nirgends bekommt man eine vernünftige Erklärung. Vor allem die Aussage, dass das erstmal normal ist und nicht automatisch zu einem aggressiven Hund führt beruhigt unheimlich.
Wenn der Welpe sich nun in Jackenarm, Hosenbein oder ähnlichem festgebissen hat und daran zerrt. Wie bringe ich ihn wieder los, ohne ihm weh zu tun? Der “Au”-Trick funktioniert nur, wenn ich wirklich “ausraste” – ein freundliches Quietschen ist ihm herzlich egal.
Hallo Falko, vielen Dank für Deinen Beitrag. Dein Welpe könnte das “freundliche Quietschen” sogar “herzlich” als Lob und Motivation zum Weitermachen interpretieren. Die Stimmlage beim “Au”-Trick sollte schon konsequent und “dominant” herüberkommen, wobei Du ihn auch konsequent ignorieren solltest. Den “Au”-Trick kannst Du übrigens mit einer körperlichen Geste verstärken, wie z.B. Zeigefinger hochheben. Mit ein wenig Geduld und Zeit wird er nach ein paar weiteren Versuchen nachvollziehen können, dass er das nicht machen darf. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Umsetzen.
Hallo Claudia, unser Junghund (17 Wochen) beisst weniger beim Spielen als vielmehr, wenn wir unerwünschtes Verhalten unterbinden möchten, z.B. wenn sie immer wieder auf die Couch springt, was sie nicht soll, und wir sie runterheben wollen. Dann klappt das mit dem Ignorieren nicht. Oder wenn sie an Möbeln oder ihrem Körbchen knabbert. Erhobener Zeigefinger und entsprechender Ton beeindrucken sie überhaupt nicht, auch kein Spielzeug als Alternative. Sie schnappt/beißt und lässt sich nicht davon abbringen. Ein beherzter Griff ins Fell wirkt nur kurzfristig, bisher nicht nachhaltig. Es ist wirklich anstrengend. Hast Du einen Tip, wie wir unserem Vierbeiner dies abgewöhnen können? Vielen Dank im Voraus.
Liebe Susanne, es kann gut sein, dass Dein Hund nicht genügend auspowert, also mit Spielchen und Trainingseinheiten herausgefordert wird. Verbringe viel Zeit mit ihm, in der Du ihn mit (Intelligenz-)Spielchen, Training etc. auspowerst und beschäftigst. Sollte das nicht helfen, wäre es ratsam, wenn Du eine fachkundige Person in Deiner Nähe einschaltest (Erzieher*in, Verhaltenstherapeut*in).