Rattengift bei Hunden (Symptome bei Vergiftung)

Du möchtest wissen, woran du Rattengift erkennst, welche Symptome dein Hund damit hat und auch welche Notfalltipps du unbedingt kennen solltest? Dann bist du hier richtig! Außerdem haben wir uns für diesen Artikel Beratung vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic eingeholt.

Rattengift beim Hund
Inhaltsverzeichnis

Hat dein Hund Rattengift gefressen, musst du schnell handeln.

Warum ist Rattengift gefährlich?

Rattengift, auch Rodentizid genannt, wird für die Beseitigung von Rattenplagen eingesetzt. Die unerwünschten Gäste verwechseln das Gift mit Nahrung und fressen es. 

Die meisten Rattengifte enthalten als Wirkstoff Cumarinderivate, welche die Blutgerinnung hemmen. Sobald Rattengift über die Darmwand aufgenommen wird und ins Blut gelangt, behindert es die Funktion von Vitamin K und die damit verbundenen Gerinnungsfaktoren. Dadurch wird die Blutgerinnung gestört und die Tiere verbluten innerlich.

Der Wirkstoff wurde synthetisch so verändert, dass er besonders langsam wirkt. Ratten sind sehr intelligente Tiere. Wenn sie beobachten, dass ihre Artgenossen etwas fressen und daraufhin sofort sterben, würden sie es sofort als giftig erkennen. Da sich die Symptome nun aber erst nach einiger Zeit bemerkbar machen, können mehr Ratten auf einmal getötet werden.

Leider halten auch unsere Fellnasen Rattengift für etwas Essbares. Die Wirkung des Gifts ist dabei dieselbe wie bei Ratten. Die Blutgerinnung wird gehemmt und die Organe werden nach und nach geschädigt. 

Wird die Vergiftung nicht rechtzeitig von einem Tierarzt behandelt, ist sie lebensgefährlich. 

Du darfst also auf keinen Fall Zeit verlieren, wenn du den Verdacht hast, dass dein Liebling Rattengift gefressen hat. Als Erstes sollte eine medizinische Erstversorgung mit Kohletabletten stattfinden. Danach ist der Besuch beim Tierarzt lebenswichtig.

So erkennst du Rattengift

Die Form und Farbe von Rattengift ist deutschlandweit nicht einheitlich und unterliegt auch keinen Normen. Deswegen gibt es sehr viele Arten. 

Das Gift kann die Form von Körnern, Tabletten oder Pellets haben. Es kann sogar eine Paste oder Flüssigkeit sein.

Meist ist Rattengift auffällig gefärbt. Die Farben variieren ebenfalls stark. Es kann also in rot, gelb, lila, schwarz, braun, grün, blau oder in jeglichen anderen Farben vorliegen.

Nicht nur das Gift selbst ist für deinen Vierbeiner tödlich. Er kann an einer Vergiftung leiden, ohne es direkt gegessen zu haben. Wenn er eine vergiftete Ratte gefressen hat, kann es zu einer indirekten Vergiftung kommen. 

Das kommt zum Glück eher selten vor. Trotzdem solltest du diese Möglichkeit in Erwägung ziehen, wenn dein Liebling eine tote oder geschwächte Ratte gefressen hat.

16 mögliche Symptome

formular

Je nach Giftsorte, aufgenommener Menge, Größe, Alter und Gewicht eines Hundes sowie vergangener Zeit fallen die Beschwerden unterschiedlich stark aus. Welpen, kranke und ältere Hunde reagieren viel stärker auf das Gift und sind somit besonders gefährdet.

Die Symptome zeigen sich in der Regel erst mehrere Stunden nach der Aufnahme des Gifts. Bis zu 5 Tagen kann dein Hund trotz einer Vergiftung keine Beschwerden haben. 

Die erste Reaktion des Körpers auf eine Vergiftung ist das Erbrechen. Im Erbrochenen können sich auch Blut oder Giftkörnchen befinden. Durchfall ist ebenfalls ein mögliches Symptom.

Das Zahnfleisch deines Lieblings ist nach einer Vergiftung entweder sehr blass oder extrem rot. Die Zunge ist meist bläulich verfärbt. Eventuell hat dein Vierbeiner sogar Schaum vor dem Mund, weil er nun vermehrt Speichel produziert.

Es könnte sein, dass er sehr unruhig ist und Atembeschwerden, wenn nicht sogar Atemnot hat. Ein unregelmäßiger Puls und Herzrhythmusstörungen können ebenfalls Folgen einer Vergiftung sein.

Ist die Aufnahme des Gifts schon mehrere Stunden her, können Nasenbluten und Blut im Urin auftreten. Die Körpertemperatur ist niedriger als sonst und dein treuer Begleiter wirkt teilnahmslos sowie apathisch.

Im schlimmsten Fall zittert er am ganzen Körper, hat Krämpfe und wird bewusstlos.

Zusammenfassung der Symptome

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • blaue Zunge
  • blasses oder stark gerötetes Zahnfleisch
  • vermehrter Speichel, Schaum vor dem Mund
  • unregelmäßiger Puls
  • Herzrhythmusstörungen
  • unruhige Atmung, Atembeschwerden, Atemnot
  • allgemeine Unruhe
  • Nasenbluten
  • Blut im Urin
  • niedrige Körpertemperatur
  • Zittern
  • Krämpfe
  • Apathie
  • Bewusstlosigkeit
Es können nur wenige oder einige dieser Symptome gleichzeitig bei einer Rattenvergiftung beobachtet werden. Dies hängt von der Menge des aufgenommenen Rattengiftes und von dem allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes ab.

Andere Vergiftungen ausschließen

Es gibt viele verschiedene Ursachen, die ähnliche Symptome auslösen. Damit dein Tierarzt schnell die richtige Behandlung einleiten kann, solltest du ihm sehr detailliert von allen Beschwerden berichten.

Eine andere mögliche Vergiftung kann durch Schneckengift – auch Schneckenkorn genannt – verursacht worden sein. Dieses Gift wirkt einige Stunden schneller als Rattengift. Es führt zu Herzrasen und Krämpfen.

Eine Vergiftung durch Rattengift kann auch mit einem Insektenstich oder Schlangenbiss verwechselt werden. Meist werden allergische Reaktionen ausgelöst, die den Symptomen einer Vergiftung sehr ähnlich sind.

Stark unterschätzt werden Vergiftungen durch Schokolade oder andere giftige Lebensmittel. Insbesondere Schokolade ist lebensgefährlich für unsere Vierbeiner. Deine Fellnase darf auf keinen Fall Lebensmittel mit Kakaopulver fressen. Falls es doch passiert ist, können Erbrechen, starker Durst, Atembeschwerden und Herzversagen die Folgen sein.

Hast du den Verdacht, dass es sich auch um eine andere Vergiftung handeln könnte, solltest du das dem Tierarzt sagen. So kann er besser herausfinden, wie er deinem Schützling am besten hilft.

4-Schritte-Anleitung bei einer Vergiftung

1. Ruhe bewahren!

In einer Notfallsituation kann Hektik zu schwerwiegenden Fehlern führen. Je ruhiger du und andere Helfer an die Situation herangehen, desto überlegter sind deine Handlungen. 

Außerdem bemerkt dein Liebling Aufregung sofort. Der zusätzliche Stress würde ihn noch mehr schaden. Deswegen solltest du deinen Hund unbedingt beruhigen. Im Notfall musst du ihn zu seiner eigenen Sicherheit anleinen.

2. Erste Hilfe leisten

Wenn dein Schützling bewusstlos ist, solltest du ihn in die stabile Seitenlage bringen. 

Auf keinen Fall sollte er in dieser Situation eine Maulschlinge tragen. Falls er sich dann übergibt, könnte er daran ersticken. Du solltest ihn auch nicht zum Erbrechen bringen, denn dadurch könnten die Atemwege blockiert werden.

Überwache immer wieder seine Vitalwerte wie Puls und Atmung. Falls dein Liebling nicht mehr atmet oder du keinen Puls mehr spürst, solltest du sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. 

Führe abwechselnd eine Herz-Druck-Massage und eine Mund-zu-Nase-Beatmung durch. Es ist hilfreich, wenn dir eine zweite Person dabei hilft.

Dein Hund muss in diesem Fall unverzüglich zum Tierarzt oder in eine Tierklinik gebracht werden. Falls diese bereits geschlossen haben, muss dein Liebling zur Tier-Notfallambulanz.

3. Kohletabletten verabreichen

Dieser Schritt ist nur sinnvoll, wenn bis dahin noch keine Symptome aufgetreten sind.

Kohletabletten, auch Aktivkohle genannt, binden das Gift im Magen oder im Darm an sich und machen es somit unschädlich, der Wirkstoff gelangt nun nicht mehr durch die Darmwand und wird einfach ausgeschieden.

Tierbesitzer sollten immer Aktivkohle im Haushalt haben. Sie sind in Tabletten- und Pulverform in Apotheken, Drogerien und beim Tierarzt erhältlich. Mit dem Tierarzt sollte vorher die richtige Dosis abgesprochen werden. Diese sollte auch schon für Notfälle vorbereitet sein.

Kohletabletten helfen sowohl bei Rattengift als auch bei anderen Vergiftungen, die aus dem Darm in den Kreislauf eindringen.

Jedoch ersetzen sie auf keinen Fall die Behandlung beim Tierarzt. Sie helfen lediglich, die Menge des Gifts zu minimieren, bis der Tierarzt erreicht wurde. Somit wird die Überlebenswahrscheinlichkeit deines Hundes erhöht.

4. So schnell wie möglich zum Tierarzt

Der Gang zum Tierarzt sollte so schnell wie möglich erfolgen. 

Falls zu viel Zeit vergangen ist und dein Hund schon starke Symptome zeigt, wirken Kohletabletten nicht mehr. Das Gift ist nun schon ins Blut übergegangen. Jetzt kann nur noch der Tierarzt helfen.

Es ist hilfreich, den Tierarzt bzw. die Tierklinik vorher telefonisch zu informieren. Somit weißt du, ob sie geöffnet haben. Außerdem kann sich der Arzt schon auf den Fall einstellen und die passenden Medikamente bereithalten.

Wenn möglich, solltest du eine Probe des Gifts, Kots oder Erbrochenem mitbringen. Das könnte dem Tierarzt dabei helfen, die Art und Stärke der Vergiftung zu bestimmen. 

Leider dauert ein genauer Nachweis des Gifts im Labor bis zu einer Woche. Deswegen wird er sich nach den genauen Symptomen deines Schützlings erkundigen und ihm dann bei starkem Verdacht hoch dosiertes Vitamin K spritzen. 

Wenn die richtige Therapie rechtzeitig verabreicht wird, kann es deinen Hund heilen und er hat eventuell auch keine Folgeschäden mehr.

Einer Vergiftung vorbeugen

Damit es erst gar nicht so weit kommt, kannst du eine Vergiftung deines Vierbeiners mit einfachen Maßnahmen vermeiden oder zumindest die Risiken verringern.

Wenn Rattengift ausgelegt wird, sind Tafeln, Schilder und Aufkleber Pflicht, die auf die Gefahr hinweisen. Deswegen solltest du bei jedem Spaziergang auf diese Warnhinweise achten. Allerdings kann es auch sein, dass es einfach vergessen oder das Gift sogar absichtlich hingelegt wurde.

Falls du schon von Vergiftungen in einem bestimmten Gebiet gehört hast, solltest du es unbedingt meiden und dir eine neue Strecke zum Spazierengehen heraussuchen.

Du kannst deine Fellnase von Anfang an darauf trainieren, beim Spazierengehen nichts zu fressen. Dann kann auch ausgelegtes Rattengift zu keinem Problem werden.

Zusätzlich kannst du beim Spaziergang auf den Weg achten, um potenzielles Gift schnell zu erkennen. Und auch deinen haarigen Gefährten solltest du dabei beobachten. Auf keinen Fall darf er auf dem Weg etwas fressen.

Das kannst du einfacher überwachen, indem du ihn bei Spaziergängen immer an der Leine führst und das Kommando hast.

Häufig gestellte Fragen

Es gibt sehr viele verschiedenen Symptome, die ein vergifteter Hund haben kann. Sie reichen von Erbrechen, Zittern und Durchfall bis zur Bewusstlosigkeit. Lies unseren Artikel genau durch, um alle möglichen Symptome zu erfahren.

Zuerst musst du einen ruhigen Kopf bewahren. Bring deinen Hund so schnell wie möglich zum Tierarzt. Du kannst ihm davor eine Aktivkohletablette verabreichen. Falls möglich, nimm das Gift, Stuhl oder Erbrochenes von deinem Hund mit zum Tierarzt.

Oben im Artikel findest du eine Liste mit Giften für deinen Hund. Versuch diese Dinge immer außer Reichweite deines Hundes aufzubewahren. Außerdem kannst du versuchen, einige Gifte ganz aus deinem Haushalt zu verbannen.

Es gibt viele verschiedene Dinge in deinem Haushalt oder im Freien, an denen sich dein Hund vergiften kann. Offensichtliche Gifte wie chemische Putzmittel gehören zu ihnen, aber auch eher unerwartetes wie Zwiebeln. Eine Liste dieser Gifte kannst du oben in unserem Artikel finden.

Das kommt ganz auf das Gift, die Dosis und deinen Hund an. Nicht jede Vergiftung endet tödlich, aber sie ist immer ein Notfall. Die Chancen für deinen Schützling sind höher, desto schneller er von einem Tierarzt behandelt wird.

Empfehlung vom Tierarzt

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Mehr Informationen

Eine Vergiftung mit Rattengift kann schwerwiegende Folgen für unsere Hunde haben. Deswegen ist es wichtig, immer eine Notfalldosis an Kohletabletten dazuhaben. Das kann im Fall der Fälle das Leben deines Schützlings retten.

Falls es zu einer Vergiftung gekommen ist, musst du unbedingt Ruhe bewahren. Das wichtigste ist dann, sofort einen Tierarzt aufzusuchen. Nur er kann deinem Hund wirklich helfen. Je schneller das Gegenmittel verabreicht wird, desto besser stehen die Überlebenschancen.

Und damit es erst gar nicht so weit kommt, solltest du beim Spazierengehen besonders auf mögliches Gift achten. Wenn dein Hund so trainiert ist, dass er nichts Fremdes frisst, kann auch nichts passieren.

Hier sind übrigens Kohletabletten, die ich immer zu Hause habe:

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Geprüft vom Tierarzt Mag.med.vet. Emin Jasarevic

Ich bin Tierarzt und Autor für Tiergesundheitsthemen. Tiere sind meine Leidenschaft und es ist mir ein persönliches Anliegen, medizinisch akkurate Artikel und Videos zu erstellen, um Tierbesitzer so gut es geht zu informieren.

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